
Das Wirtschaftswachstum im Euroraum hat sich im zweiten Quartal wie erwartet abgeschwächt. Im Vergleich zum Vorquartal sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,2 Prozent gestiegen, teilte die europäische Statistikbehörde Eurostat in Luxemburg mit. Damit bestätigen die Statistiker wie erwartet die vorläufigen Zahlen. Im ersten Quartal 2011 war die Wirtschaft noch um 0,8 Prozent gewachsen. Im Jahresvergleich wuchs die Wirtschaft der Eurozone im zweiten Quartal um 1,6 Prozent und damit 0,1 Punkte schwächer als zunächst ermittelt.
Die Zahlen bestätigen die Befürchtungen der Konjunkturskeptiker, die aufgrund der Unsicherheit an den Märkten, der ausufernden Schuldenkrise in den Euro-Ländern und den schwachen Wirtschaftsdaten aus den USA mit einem Ende des jüngsten Aufschwungs rechnen. Die Konjunkturskepsis bremst insbesondere den Konsum.
Private Konsumausgaben belasten
Belastet wurde das Wachstum im zweiten Quartal den Angaben zufolge von den privaten Konsumausgaben, die um 0,2 Prozent zum Vorquartal nachgaben. Die Investitionen der Unternehmen stiegen hingegen um 0,2 Prozent. Der Außenhandel stützte das Wachstum: Während die Exporte um 1,0 Prozent zulegten, stiegen die Importe mit 0,5 Prozent nur halb so stark wie die Ausfuhren.
Die Zahlen spiegeln auch den wachsenden Unmut in der EU-Bevölkerung über die zögerliche Lösung der Schuldenkrise durch die Politik wider, vor allem in den Geberländern wie Deutschland und Frankreich nimmt die Wut über unzureichenden Sparanstrengungen der Schuldenländer zu. Der massive Widerstand in der Bevölkerung Griechenlands und nun vor allem Italiens gegen die Sparpakete zur Haushaltskonsolidierung schwächt die Aussichten für die EU-Wirtschaft zusätzlich. Beobachter befürchten, dass diese Länder ihre Sparbemühungen abschwächen könnten und somit auch die Voraussetzungen für eine Unterstützung aus dem Euro-Rettungsschirm verfehlen.
Rettung wäre günstiger
Erst am Wochenende wurde bekannt, dass Griechenland seine Sparziele für 2011 trotz herber Einschnitte bei Staatsausgaben gegen den Protest der Bürger und trotz massiver Steuererhöhungen wohl nicht erreichen werde. Vor allem, weil angekündigte Privatisierungen nicht umgesetzt werden. Bis zu 50 Milliarden Euro sollten in die klammen Athener Kassen durch Verkäufe von Staatsbetrieben, Immobilien und Grundstücke fließen. Doch nun zögert die Regierung von Ministerpräsident Papandreou. Angeblich seien die Preise momentan zu schlecht. Dennoch: Die Rettung der Krisen-Staaten Griechenland, Portugal und Irland ist den Berechnungen der Schweizer Bank UBS zufolge für Europäer deutlich billiger als ein Auseinanderbrechen der Euro-Zone. Die Kosten für die Finanzspritzen taxierten die Experten des Schweizer Bankhauses auf einmalig rund 1000 Euro pro Einwohner der Euro-Zone. Entschlössen sich jedoch einzelne Staaten zum Ausstieg aus der Gemeinschaftswährung wären die volkswirtschaftlichen Kosten für die Bewohner der betroffenen Länder aber um ein Vielfaches höher. Bei einem Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone wären beispielsweise die Zahlungsunfähigkeit des Landes und eine Pleitewelle unter den dortigen Unternehmen die Folge, betonten die Analysten in ihrer Studie. Das Bankensystem und der internationale Handel würden kollabieren.Die Kosten dieses Schrittes lägen im ersten Jahr bei bis zu 11.500 Euro pro Einwohner des ausscheidenden Landes. In den Folgejahren lägen sie bei jeweils bis zu 4000 Euro. Ein Rückzug der wirtschaftlich starken Länder aus der Gemeinschaftswährung käme kaum billiger, hieß es weiter. Bei einer Rückkehr zur D-Mark müsse mit einem Zusammenbruch des Außenhandels und einer Pleitewelle bei deutschen Unternehmen gerechnet werden. Hinzu kämen Finanzspritzen für die Banken. Dadurch kämen auf jeden Bundesbürger vom Kleinkind bis zum Greis Kosten von bis zu 8000 Euro im ersten Jahr und bis zu 4500 Euro in den Folgejahren zu.