Exklusive Umfrage Deutsche erwarten hohe Inflation – und wollen reagieren

Die Preise in Deutschland steigen. Das zeigt sich nicht nur im Supermarkt Quelle: imago images

Die Inflation ist angekommen, nicht nur im Geldbeutel, sondern vor allem auch in den Köpfen der Deutschen. Das zeigt eine neue exklusive Umfrage im Auftrag der WirtschaftsWoche.

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Die übergroße Mehrheit der Deutschen erwartet kommendes Jahr weiterhin sehr hohe Inflationsraten. 87 Prozent der Bürgerinnen und Bürger rechnen 2022 mit stark steigenden Verbraucherpreisen, ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der WirtschaftsWoche.

Die Inflation in Deutschland ist im November zuletzt auf den höchsten Stand seit fast 30 Jahren gestiegen. Die Verbraucherpreise legten gegenüber dem Vorjahresmonat um 5,2 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Die Wiesbadener Behörde bestätigte damit eine erste Schätzung. Eine höhere Teuerungsrate war zuletzt im Juni 1992 mit damals 5,8 Prozent gemessen worden.

Die Teuerung wird seit Monaten angeheizt von steigenden Energiepreisen im Zuge der weltweiten Konjunkturerholung nach der Corona-Krise 2020. Zudem schlägt die Rücknahme der temporären Mehrwertsteuersenkung durch. Seit Januar 2021 gelten wieder die regulären Mehrwertsteuersätze, Waren und Dienstleistungen werden also tendenziell wieder teurer. Hinzu kommen Materialmangel und Lieferengpässe sowie die Einführung der CO2-Abgabe Anfang 2021.



Die Aussichten auf weiter stark steigende Preise könnten auch Folgen für Löhne und Gehälter haben und somit die Besorgnis unter Ökonomen wie Zentralbankern vor einer Lohn-Preis-Spirale weiter nähren. Auf die Frage, ob sie bei weiter steigenden Preisen vorhaben, mehr Lohn zu fordern, antworten insgesamt 65 Prozent der Angestellten in der WiWo-Umfrage mit ja. Die Europäische Zentralbank wird am morgigen Donnerstag zu einer Sitzung zusammenkommen, um über ihre weitere Zinspolitik zu beraten.

(Lesen Sie hier unseren aktuellen Kommentar zum Thema: Tut endlich etwas gegen die Inflation!)



Besonders tief mussten die Menschen in Deutschland im November erneut für Energie in die Tasche greifen. Haushaltsenergie verteuerte sich innerhalb eines Jahres um 22,1 Prozent. Den stärksten Anstieg gab es dabei bei Heizöl, dessen Preis sich binnen eines Jahres verdoppelte. Sprit kostetet 43,2 Prozent mehr als im November 2020. Auch Erdgas (plus 9,6 Prozent) und Strom (plus 3,1 Prozent) wurden teuerer. Ohne Berücksichtigung der Energiepreise hätte die Inflationsrate im November bei 3,4 Prozent gelegen.

Die aktuelle Konsumlaune steigern die Inflationserwartungen dennoch nicht, ergab die Civey-Umfrage: Aus Sorge vor weiter steigenden Preisen wollen nur 13 Prozent der Befragten größere Anschaffungen vorziehen, 73 Prozent verneinen dies.



Civey hat für die repräsentative Umfrage zwischen dem 8. und 13. Dezember 2021 mehr als 5000 Teilnehmer befragt.
Mehr zum Thema: EZB-Chefvolkswirt Otmar Issing: „Inflation entsteht, wenn die Menschen anfangen, über Inflation zu reden“

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