
Berlin Endlich ist klar, wie es mit der „Exzellenzinitiative“ für die besten deutschen Forschungsuniversitäten weiter geht: Es bleibt bei rund zehn Elite-Unis, dazu kommt weiterhin die Förderung von Exzellenzclustern, also Forschungsverbünden, zu einem Thema. Nur die Ausbildung der Doktoranden in „Graduiertenschulen“ wird nicht mehr gefördert.
Völlig neu ist, dass die Hilfe des Bundes, der drei Viertel der jährlich 533 Millionen Euro beisteuert, in eine Dauerförderung umgewandelt wird. Die Länder – und damit ihre Unis – müssen also nicht mehr fürchten, dass der gesamte Wettbewerb irgendwann wegen knapper Bundeskassen wegfällt oder stark eingedampft wird. Das hat die Änderung des Grundgesetzes möglich gemacht.
Ansonsten aber ist die Vereinbarung von Bund und Ländern kein großer Wurf. Warum? Kommen wir damit dem Traum von einem deutschen Harvard näher? Nein. Dafür wäre eine radikale Umkehr nötig gewesen. Denn die privaten amerikanischen Eliteunis spielen in einer völlig anderen Liga.
Das Budget der gesamten Exzellenz-Initiative entspricht im Jahr etwa der Summe, die in Harvard eine Fakultät ausgeben kann. Zudem hätte man damit beginnen müssen, die herausragenden Forschungsstätten außerhalb unserer Universitäten – allen voran die Max-Planck-Institute – zu integrieren. Das jedoch wäre eine revolutionäre Tat, zu der dem System insgesamt sowohl der Mut als auch der Wille fehlt.
Kommen die künftigen Elite-Unis mit der nun beschlossenen Fortsetzung des Wettbewerbs denn wenigstens in die Nähe der beneideten ETH Zürich? Nein, selbst das nicht. Dafür wäre es nötig, möglich und angezeigt gewesen, die Mittel auf drei oder vier Unis zu begrenzen – so wie das zu Beginn der Exzellenzinitiative 2005 diskutiert wurde und zumindest die Unions-Fraktion nun auch gern gehabt hätte. Doch das haben die Länder, denen naturgemäß an einer breiten Verteilung des Bundesknete gelegen ist, verhindert – und der Bund nicht ernsthaft angestrebt.
Wird denn wenigstens die deutsche Hochschulforschung insgesamt deutlich verbessert? Selbst das ist unklar. Denn schon mit Blick auf die ersten zehn Jahre der Exzellenzinitiative lässt sich nicht schlüssig nachweisen, dass die Wettbewerbssituation deutlich besser geworden ist. Auch die vielzitierte erhöhte „Sichtbarkeit“ ist nicht wirklich messbar. Zumindest fiel dem Präsidenten der Stanford-University auf die Frage, welche deutsche Uni er spitze findet, lediglich die TU München ein.
All das heißt nicht, dass man es auch lassen könnte: Denn ein Wegfall der Bundesmittel würde schweren Schaden anrichten. Die Fortsetzung der Exzellenzinitiative ist nötig, um den erreichten Status Quo in der Forschung zu halten. Klar ist aber auch: Das Problem der immer schlechter werdenden Grundfinanzierung der Hochschulen insgesamt – vor allem der Lehre – bleibt hochgradig virulent. Hier wartet die nächste Baustelle, wo der Bund wohl in die Dauerförderung einsteigen muss.