Fachkräftemangel FDP-Fraktionschef Dürr hält 400.000 Einwanderer jährlich für nötig

FDP-Fraktionschef Christian Dürr Quelle: imago images

Die FDP will in der Bundesregierung zügig die Einwanderungspolitik überarbeiten, um dem Mangel an qualifizierten Mitarbeitern in der deutschen Wirtschaft zu begegnen.

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„Der Fachkräftemangel ist mittlerweile so gravierend, dass er unsere Wirtschaft dramatisch abbremst. Wir bekommen die Überalterung am Arbeitsmarkt nur mit einer modernen Einwanderungspolitik in den Griff“, sagte FDP-Bundestagsfraktionschef Christian Dürr im Interview mit der WirtschaftsWoche. Die Politik müsse „sehr schnell und sehr gründlich umsteuern“. Konkret würde Dürr bei der Zahl der benötigten Einwanderer: „Wir müssen die Marke von 400.000 zuwandernden Fachkräften so schnell wie möglich erreichen.“ Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, hatte diese Marke als erster in die Debatte eingebracht. „Strategien zum Umgang mit einer alternden Gesellschaft werden eines der Leuchtturmprojekte der Ampel“, sagte Dürr der WirtschaftsWoche weiter.

Mit Blick auf die kommende Woche anstehende Orientierungsdebatte zur Impfpflicht im Bundestag verteidigte der Liberale zudem das Vorgehen der Ampel-Koalition. „Jede Impfpflicht ist ein Eingriff in die Freiheit. Eine mögliche Impfpflicht für 82 Millionen Menschen besitzt noch einmal ganz eine andere Dimension und muss noch sorgfältiger abgewogen werden“, sagte Dürr im WirtschaftsWoche-Interview.

Es könne am Ende eine zeitlich begrenzte Pflicht geben oder eine nur für bestimmte Altersgruppen. Zudem könne es auch sein, dass die Omikron-Variante den Einstieg in eine endemische Lage markiere. Dann wäre eine allgemeine Impfpflicht möglicherweise obsolet. „Wir sollten das in Ruhe abwägen und nichts überstürzen“, so Dürr. „Stellen Sie sich doch kurz vor, wir würden jetzt eine Impfpflicht beschließen und dann bräuchten wir sie schon bald gar nicht mehr. Der Vertrauensschaden wäre enorm.“ Dürr selbst hat seine Entscheidung in er Frage noch nicht getroffen: „Ich weiß es noch nicht, weil da noch viele Fragen offen sind, die erst sorgfältig beantwortet werden müssen. Aber wenn es eine Pflicht geben sollte, dann möglichst ohne ein Impfregister und neue Bürokratie.“

Mehr zum Thema: 1874 führte Otto von Bismarck die Pflicht zur Pockenimpfung ein – Deutschland wurde zum Vorbild in Europa. Eine Blaupause für Olaf Scholz?

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