Fachleute als Abgeordnete Wirtschaftsexperten für den Bundestag

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Manfred Todtenhausen, FDP, 58, kandidiert im Wahlkreis Wuppertal. Der Elektrotechnikermeister führt seinen eigenen Betrieb mit 12 Beschäftigten und ist Vizechef des Bundesverbandes liberaler Mittelstand. Er hat vorgesorgt: Seine Nachfolge im Unternehmen ist geregelt. Quelle: Frank Beer für WirtschaftsWoche

In Berlin gebe es viel, was er anders machen würde. Die Steuern vereinfachen. Ein Bürgergeld einführen. Die Aufgaben des Staates begrenzen. Todtenhausens Rede zog Kreise. In Berlin mailen sich Abgeordneten längst eine Kopie aus dem Internet zu. „Der kleine Handwerksmeister“, so lautet der Titel. Dabei ist das wohl etwas untertrieben. Immerhin amtiert Todtenhausen als Vizechef des Bundesverbandes liberaler Mittelstand.

Daheim in Wuppertal, im eigenen Elektro-Betrieb, ist Todtenhausen Chef über zwölf Mitarbeiter. Die Hälfte seiner Zeit geht inzwischen für die Politik drauf. Wahlkampf und Betrieb – das ginge gar nicht zusammen, wenn nicht seine ganze Mannschaft hinter ihm stünde, sinniert Todtenhausen. Nur die Kollegen in anderen Betrieben verstehen ihn längst nicht immer. „Die einen sagen: Super, wir brauchen Leute wie dich in Berlin, dann ist endlich mal jemand von uns im Bundestag“, erzählt Todtenhausen. Und dann gibt es noch die anderen, die sagen: „Hast du nix besseres zu tun? Du kannst doch nicht deine Firma für die blöde Politik vernachlässigen.“

Handwerkmeister für die Liberalen

Aber Manfred Todtenhausen fasst das mit der eigenen Firma etwas weiter. Als Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt vor drei Jahren beschloss, den Unternehmen 13-mal im Jahr Sozialabgaben abzuverlangen, da platzte ihm der Kragen. Todtenhausen raffte sich auf, die Sache bis vor das Bundesverfassungsgericht durchzukämpfen. Und so kam er zu seinem ersten Auftritt vor der Bundespresse in Berlin, vor der vielbeschworenen Meute.

„Damals ging es um 23 Milliarden Euro. Da wird die Regierung nicht gleich einknicken, wenn so ein kleiner Todtenhausen eine Verfassungsklage plant“, sagt er. Am Ende aber gab Ulla Schmidt doch nach, ein kleines bisschen jedenfalls, und entschärfte ihre Pläne. Vielleicht auch wegen Manfred Todtenhausen. Wenigstens glaubt er seither, dass auch „ein kleiner Handwerksmeister“ in der großen Politik einiges bewegen kann.

Ab 16 Prozent Einzug in den Bundestag

Manfred Todtenhausen ist vorbereitet. Wenn er es in den Bundestag schafft, dann übernimmt ein Nachfolger die kleine Elektrofirma. Todtenhausen steht auf Platz 22 der Landesliste. In Nordrhein-Westfalen müsste die FDP 16 Prozent der Zweitstimmen holen, damit er es in den Bundestag schafft. Vor ein paar Wochen schien das noch ausgeschlossen. Dann wurden die Liberalen in Hessen zu Wahlgewinnern. Seither hofft Manfred Todtenhausen auf seine Chance. Für die FDP-Fraktion wäre er ein echter Neuzugang. In dieser Wahlperiode sitzt für die Liberalen kein einziger Handwerksmeister im Parlament.

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