Die Probleme des Geschäftsmodells Privatschule ergeben sich aus dem besonderen deutschen Regelwerk, das es nahezu unmöglich macht, sehr viel Schulgeld zu verlangen. Schulen haben einen erstaunlich prominenten Platz im deutschen Rechtssystem. Im Grundgesetz ist ihnen – gleich nach dem Schutz der Ehe – ein eigener Passus gewidmet. So schreibt Artikel 7 das Recht zur Gründung privater Schulen fest.
Damit wollten die Väter der Bundesrepublik verhindern, dass das Schulsystem noch einmal zur Instanz der massenhaften Indoktrination wie während des Dritten Reichs würde – und kirchliche Schulen stützen.
Üppige Zuschüsse vom Staat
Bis heute werden Privatschulen deshalb üppig vom Staat alimentiert, die Länder zahlen zwischen 60 und 90 Prozent ihrer Kosten. Zugleich schafft das Grundrecht eine hohe Hürde: Der Betrieb von Privatschulen ist zu gewährleisten, solange „eine Sonderung der Schüler nach den Besitzverhältnissen der Eltern nicht gefördert wird“. Mit anderen Worten: Elternbeiträge sind erlaubt, aber nur in engen Grenzen. Das macht eine Elitenbildung, wie sie manche Eltern sich wünschen, quasi unmöglich. Umgehen kann man dieses Verbot der sozialen Auswahl per Schulbesuch daher nur an sogenannten Ergänzungsschulen: Die genießen keine öffentliche Förderung, dürfen im Gegenzug aber Beiträge in unbegrenzter Höhe verlangen. Zu diesen zählen viele Internationale Schulen. An Ergänzungsschulen kann auch kein gewöhnlicher deutscher Schulabschluss wie das Abitur erlangt werden. Stattdessen erhalten die Schüler hier ein International Baccalaureate, das in vielen Ländern zum Studium berechtigt – so auch in Deutschland.
Die meisten privaten Schulen stürzt das sogenannte „Sonderungsverbot“ in ein Dilemma. Es beschränkt ihre Einnahmequellen so sehr, dass sie versuchen müssen, Räume und Personal so effizient wie möglich zu nutzen. Das aber kostet sie Attraktivität, da viele Eltern private Schulen gerade wegen der kleinen Klassen auswählen. Der Großteil der privaten Schulen in Deutschland arbeitet deshalb nicht gewinnorientiert, sondern wird von Elternvereinen oder Kirchen getragen, so auch in Berlin.
Kinder entscheiden selbst, was sie lernen
Härter könnte der Kontrast nicht sein. Rund vier Kilometer von der denkmalgeschützten Backsteinfassade der Phorms-Schule entfernt werden die Schüler der Evangelischen Schule Berlin Zentrum von der graffitibunten Fassade eines ausrangierten Wohnwagens begrüßt. Auch das dahinterliegende Schulgebäude ist hoch bis zur zweiten Etage bemalt. Auf einer Mauer vor der Schule sitzen Maxi Strauch und Joe Zeiler und erwarten ihre Töchter. „Das herkömmliche Schulsystem ist so strukturiert, dass es früh um Selektion geht“, sagt Strauch. „Ich wollte nicht, dass mein Kind auf eine Schule geht, die das Prinzip der auf Ellenbogen basierten Leistungsgesellschaft vermittelt.“
Können Sie diese PISA-Aufgaben lösen?
An Manuelas Schule führt der Physiklehrer Tests durch, bei denen 100 Punkte zu erreichen sind. Manuela hat bei ihren ersten vier Physiktests durchschnittlich 60 Punkte erreicht. Beim fünften Test erreichte sie 80 Punkte. Was ist Manuelas Punktedurchschnitt in Physik nach allen fünf Tests?
a) 64 Punkte
b) 72 Punkte
c) 68 Punkte
Fünf Seiten eines Würfels von drei Zentimetern Kantenlänge werden rot angestrichen, die sechste Fläche bleibt ohne Anstrich. Wie viel Prozent der Würfeloberfläche sind rot?
a) Etwa 60 Prozent
b) Etwa 83 Prozent
Wie tief ist der Tschadsee heute?
a) Etwa 15 Meter
b) Etwa fünfzig Meter
c) Etwa zwei Meter
Wie verändert sich das Gewicht auf der Waage wenn man beim Wiegen schwungvoll in die Knie geht?
a) Es ändert sich gar nichts an der Gewichtsangabe
b) Das Gewicht wird für diesen Moment höher angezeigt
c) Das Gewicht wird kurzzeitig geringer angezeigt
Die Temperatur im Grand Canyon reicht von unter 0 Grad bis über 40 Grad. Obwohl es sich um eine Wüstengegend handelt, gibt es in einigen Felsspalten Wasser. Wie beschleunigen diese Temperaturschwankungen und das Wasser in den Felsspalten die Zersetzung des Gesteins?
a) Gefrierendes Wasser dehnt sich in Felsspalten aus
b) Gefrierendes Wasser löst warmes Gestein auf
c) Wasser kittet Gestein zusammen
Wie wirkt es sich aus, wenn Sie eine dunkle Sonnenbrille ohne UV-Schutz tragen?
a) Es gelangen mehr UV-Strahlen ins Auge als ohne Brille.
b) Es gelangen weniger UV-Strahlen ins Auge als ohne Brille.
c) Es gelangen genau so viele UV-Strahlen ins Auge wie ohne Brille.
Frage 1: a
Frage 2: b
Frage 3: c
Frage 4: c
Frage 5: a
Frage 6: a
Dafür ist an der Evangelischen Schule gesorgt: Kommt ihre Tochter Linda morgens dort an, entscheidet sie ganz allein, was sie lernen will. Benötigt sie Hilfe, fragt sie ihre Mitschüler. Erst wenn die nicht mehr weiterwissen, geht sie zum Lehrer. Ihre Lernfortschritte trägt die 13-Jährige in ein Logbuch ein, Noten gibt es erst ab der neunten Klasse. Tests schreibt sie nur, wenn sie sich ausreichend vorbereitet fühlt.