Mit der Umfrage wollte der Kreisverband ein Meinungsbild einholen, ob sein Direktkandidat für den Bundestag von einer Delegierten- oder einer Mitgliederversammlung gekürt werden sollte. Die Kandidatur in dem für die CDU als sicher geltenden Wahlkreis ist zwischen Mandatsinhaber Karl-Georg Wellmann und dem früheren Berliner Justizsenator Thomas Heilmann heiß umkämpft.
Nachdem bei den Rückläufern der Umfrage Ende 2016, Anfang 2017 Fälschungsverdacht aufkam, prüfte ein CDU-Justiziar im Auftrag der Partei den Vorgang und zog dabei zwei externe Rechtsanwälte hinzu. In seinem Bericht, den der Berliner „Tagesspiegel“ (Dienstag) zuerst veröffentlichte und der auch der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, äußert das Gremium den Verdacht, Wellmann und mindestens einer seiner Mitarbeiter seien an der Fälschung beteiligt gewesen. Der Partei wird nahegelegt, Anzeige zu erstatten.
Wellmann wies den Vorwurf zurück und sprach von einer Intrige gegen ihn. Er habe inzwischen dem Landesverband eine eidesstattliche Erklärung abgegeben, dass er mit den Fälschungen nichts zu tun habe, sagte er der dpa. Er beschuldigte stattdessen Heilmann der Manipulation, was dieser zurückwies. „Gegen die behauptete Intrige sprechen alle Fakten“, sagte der CDU-Kreis- und stellvertretende Landesvorsitzende der dpa. „Das sieht auch der unabhängige Untersuchungsbericht so.“ Heilmann gab ebenfalls bereits eine entsprechende eidesstattliche Erklärung ab.
Die CDU Steglitz-Zehlendorf hatte auf Spezialpapier gedruckte Umfragebögen an alle rund 2200 Mitglieder versandt, um vor der Kür des Bundestagskandidaten ein Stimmungsbild zu bekommen. Wellmann, der sich im Bundestag als Außenpolitiker einen Namen gemacht hat, plädierte für das Delegierten-, Heilmann für das Mitgliederprinzip, das später auch beschlossen wurde.
Laut Justiziar-Bericht wurde auf den gefälschten Fragebögen für das Delegiertenprinzip votiert. Sie wurden bei der Auswertung der Befragungsergebnisse nicht mitgezählt. Fast alle waren anonym, einer wurde von einem Mitarbeiter Wellmanns namentlich eingereicht. Auf den anonymen Bögen waren nicht einmal Fingerabdrücke auszumachen, so dass die Täter wohl mit Handschuhen arbeiteten, wie es im Bericht heißt.
Der Fall beschäftigt auch die Staatsanwaltschaft. „Wir werden die Medienberichterstattung zu diesem Vorgang sorgfältig auswerten“, sagte Behördensprecher Martin Steltner. Details nannte er nicht. Bei Verdacht auf derartige Delikte – im Raum steht etwa der Vorwurf der Urkundenfälschung – ist es üblich, dass die Staatsanwaltschaft auch ohne Anzeige einen Prüfvorgang anlegt. Dann untersucht sie, ob es hinreichende Anhaltspunkte für eine Straftat gibt. Erst wenn dies so ist, wird offiziell ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.