Fahndungsbilder veröffentlicht Polizei bestätigt Erschießung eines Verdächtigen

Scotland-Yard-Chef Sir Ian Blair hat bestätigt, dass die Londoner Polizei am Freitagvormittag einen Terrorverdächtigen in einem U-Bahnhof erschossen hat. Der Mann habe zuvor die Anweisungen mehrerer Beamter ignoriert. Es handle sich um einen der Attentäter, deren Anschläge am Donnerstag fehlgeschlagen waren. Die Ermittler veröffentlichten erste Fahndungsbilder.

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Polizeisperre an der Stockwell Sation: Hier wurde ein mutmaßlicher Täter erschossen. Foto: dpa

HB LONDON. Die Polizisten stellten den Mann an der Stockwell Station, aber er habe sich geweigert, ihren Anweisungen Folge zu leisten, sagte Sir Ian. Die Verfolgung stehe in Zusammenhang mit den Attentaten des Vortags. Die Fahndung nach den Verantwortlichen für die Bombenexplosionen am Donnerstag sei die größte Operation in der Geschichte von Scotland Yard. Die Ermittler seien dabei großer Gefahr ausgesetzt. Die Polizei zeigte Einzelaufnahmen von den vier vermutlichen Attentätern, die von Überwachungskameras in den U- Bahnstationen und einem Bus gemacht wurden. Einer der Männer war mit einem Rucksack auf dem Rücken zu sehen. Ein anderer rannte. Die Ermittler baten die Öffentlichkeit um Mithilfe. Mögliche Informationen über die Identität und den Aufenthaltsort der Verdächtigen könnten vertraulich über die Hotline der Antiterrorabteilung der Polizei weitergegeben werde, hieß es. Der Sender Sky TV berichtete unter Berufung auf Polizeiquellen, eine Spezialeinheit von Scotland Yard habe den erschossenen Mann seit der Nacht beschattet und gehofft, dass er sie zu seinen Komplizen führen werde. Die neuen Explosisonversuche vom Donnerstag waren nach einem ähnlichen Muster wie die Anschläge vom 7. Juli verübt worden, als 56 Menschen starben. Experten sagten am Freitag, es sei noch unklar, warum die Bomben diesmal nicht richtig gezündet hätten. Die Polizei hoffte, durch Fingerabdrücke auf den Blindgängern und andere Spuren wichtige Hinweise gewinnen zu können. Wie die Polizei inzwischen herausfand, waren die Sprengsätze groß genug, um zu töten. Weil sie aber falsch konstruiert waren, verpuffte die eigentliche Explosion. Zu den fehlgeschlagenen Anschlägen am Donnerstag hat sich eine Extremistengruppe bekannt, die nach eigenen Angaben dem Terrornetzwerk El Kaida nahesteht. Auf einer Internetseite wurde ein Text veröffentlicht, in dem es heißt: "Unser Angriff auf das Herz der Ungläubigen ist nichts anderes als eine Botschaft an alle europäischen Regierungen, dass wir nicht ruhen werden, bis alle ungläubigen Truppen den Irak verlassen haben". Ob die Erklärung von den echten Attentätern stammt, ist jedoch zweifelhaft. Die Internetseite gehört nicht zu jenen, die häufig von El-Kaida-Mitgliedern genutzt werden. Zum anderen hat sich die Gruppe bereits mehrfach zu Anschlägen in Europa bekannt, was allerdings von Sicherheitsexperten als wenig glaubwürdig eingestuft wurde. Die Engländer sind schockiert über die Brutalität, mit der die Attentäter erneut vorgingen. Laut britischer Medien hatte einer der Männer versucht, eine seiner defekten Bomben neben einer Frau mit einem Baby auf dem Arm zu zünden. Der psychologische Effekt der zweiten Attentatsserie ist enorm. Nun erst dämmert der 7,5-Millionen-Metropole, was ihr bevorstehen könnte: „Ist das jetzt unser Alltag?“, heißt die Schlagzeile des „Daily Mirror“ zwischen Fotos von Polizisten mit Maschinenpistolen und Gasmasken.

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