Fake News Die Jäger der falschen Nachrichten

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Die Fälscher selbst sind oft unpolitisch

Dabei sind die Fälscher selbst oft unpolitisch. Die meisten wollen nur Klicks generieren. Denn das Geschäft mit den Lügen lohnt sich und ist simpel: Ihre Macher gestalten eine Seite, die aussieht wie ein Nachrichtenportal. Dann erfinden sie Inhalte. Je emotionaler, je spektakulärer, je beängstigender, desto mehr Menschen klicken die falschen Nachrichten an. Und je mehr Klicks, desto mehr Geld: Die Werbeflächen um die Falschmeldungen lassen sich lukrativ vermarkten.

So hat in den USA ein junger Mann binnen weniger Tage 5000 Dollar verdient, nachdem er eine Fake-Meldung über gefundene ausgefüllte Wahlzettel veröffentlichte. In Mazedonien hat sich das digitale Lügen zu einer kleinen Industrie entwickelt, von der zahlreiche Menschen im US-Wahlkampf lebten.

Was für einige ein einträgliches Geschäft ist, vergiftet den politischen Diskurs. Je mehr Falschmeldungen kursieren, umso zerbrechlicher das Vertrauen in die Medien und desto fragwürdiger Informationen insgesamt. Die offene Gesellschaft schlägt dann schnell um in eine misstrauische Gesellschaft. Nur eine gesunde Demokratie kann den Zusammenhalt wieder kitten.

Doch die Demokratie ist in Gefahr, wenn selbst ihre obersten Vertreter sie verdrehen. So bezeichnete Donald Trump in seiner ersten Pressekonferenz den Sender CNN als Fake-News-Channel und verweigerte dem Reporter eine Antwort. Einen Tag nach seiner Inauguration warf er den Medien vor, falsche Besucherzahlen berichtet zu haben, und bot der Bevölkerung „alternative Fakten“ an. Noch nie seien so viele Menschen dabeigewesen wie bei ihm. Dabei zeigen Aufnahmen der Amtseinführung Obamas von 2009 deutlich mehr Menschen auf dem Kapitol als die Bilder vom 20. Januar 2017.

So spalten die Falschmeldungen die Gesellschaft, auch in Deutschland. Als im Jahr 2015 Hunderttausende Flüchtlinge nach Deutschland kamen, wurde das Problem der Fake-News erstmals offensichtlich. Im ganzen Land gab es Nachrichten über Diebstahl, Belästigung oder Hygieneprobleme. Die Leipzigerin Karolin Schwarz hat daher vor einem Jahr eine interaktive Landkarte entwickelt: hoaxmap.org.

Hier markiert sie Falschinformationen über Asylsuchende – mit Quelle zum Gegenbeweis. Über 450 Lügen sind quer über die Deutschlandkarte markiert; die Zahl hat sich im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Allein in Bayern gab es 92 Gerüchte, die sich allesamt als falsch herausstellten. Manchmal reicht dafür eine einfache Internetsuche. In anderen Fällen fragen die Wahrheitsmacher bei Behörden nach, um zu erfahren: Nein, Flüchtlinge bekommen keine Bordellgutscheine. Knifflig wird es jedoch bei aktuellen Ereignissen.

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