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Familiengipfel Familienministerin beißt bei Wirtschaftsvertretern auf Granit

Die "Präsenzkultur" ist vielen berufstätigen Frauen ein Dorn im Auge. Nun fordert die Bundesfamilienministerin das Recht zu einer Vollzeitstelle nach einer Familienphase. Doch die Wirtschaft erteilte der Forderung eine klare Absage.

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Die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) spricht in Berlin während des Familiengipfels 2013. Quelle: dpa

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat vor Vertretern der Wirtschaft und der Gewerkschaften für ein familienfreundlicheres Arbeitsleben geworben. Künftig werde die Bundesregierung einmal im Jahr darüber berichten, wie Familie und Beruf in Einklang zu bringen seien, wie sich Arbeitszeiten und Teilzeitangebote entwickelten und wie es um die Kinderbetreuung bestellt sei, kündigte die Kanzlerin am Dienstag bei einem Spitzengespräch in Berlin an.

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) plädierte erneut für einen Rechtsanspruch auf Rückkehr zur einer Vollzeitstelle, wenn wegen einer Familienphase zuvor in Teilzeit gearbeitet wurde. Der Koalitionspartner FDP ist jedoch strikt dagegen.

Auch die Vertreter der Wirtschaft erteilten der Bundesfamilienministerin auf dem Familiengipfel eine Absage. So warnte der Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt davor, Unternehmen mit "weiterer Bürokratie und gesetzlichen Regeln" zuzudecken. Schröders Vorstoß stieß auf Ablehnung, weil ein solcher Rechtsanspruch "überflüssig" sei, wie die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) mitteilte. Teilzeitbeschäftigte würden sowieso bereits bei der Besetzung von Vollzeitstellen bevorzugt. Das größere Problem sei die fehlenden Betreuungsmöglichkeiten.

"Das entspricht nicht der Wirklichkeit"

Bundeskanzlerin Merkel sagte, Eltern müsse jederzeit die Rückkehr in den Beruf ermöglicht werden. Auf die Forderung nach einem Rechtsanspruch beim Wechsel von Teilzeit auf Vollzeit ging sie nicht ein. Die Kanzlerin plädierte zudem dafür, Familien die steuerliche Abrechnung haushaltsnaher Dienstleistungen bei der Kinderbetreuung und Pflege kranker oder älterer Angehöriger zu erleichtern. „Der Dienstleistungsstandort Deutschland kann noch ausgebaut werden“, sagte Merkel.

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder bezeichnete die vor zwei Jahren von Regierung und Wirtschaft unterzeichnete „Charta für familienbewusste Arbeitszeiten“ als Erfolg: „Diese Entwicklung wollen wir fortsetzen und verstetigen.“ Vor den Wirtschaftsvertretern kritisierte sie die noch immer in vielen Unternehmen gepflegten „Präsenzrituale“, von denen man sich verabschieden müsse.

Ähnlich äußerte sich SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles: „Es gibt immer noch eine große Präsenzkultur, das heißt, diejenigen zählen viel, die lange im Büro bleiben und Überstunden schieben. Diejenigen, die vielleicht 30 Stunden sehr produktiv arbeiten, werden dagegen karrieretechnisch zurückgestellt.“

Die Wirtschaftsvertreter wiesen diese Kritik zurück. Arbeitgeberpräsident Hundt warf der Familienministerin ein falsches Weltbild vor. "Das entspricht nicht der Wirklichkeit", sagte der Arbeitgeberpräsident.

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