Familienpolitik Leichter Aufwind für deutsche Kitas

Kommt der Nachwuchs in die Kita, teilt er sich den Erzieher rein rechnerisch mit weniger Kindern als vor einigen Jahren. Allerdings gibt es große Unterschiede zwischen den Bundesländern und sogar innerhalb der Länder.

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Die Betreuungssituation in Deutschlands Kitas könnte unterschiedlicher nicht sein: In Baden-Württemberg kommen auf einen Betreuer etwa sieben Kinder – in Mecklenburg-Vorpommern sind es 14. Quelle: dpa

Gütersloh Gute Nachrichten für Eltern: In Kitas und Kindergärten verbessert sich die Betreuungssituation. Das zeigt eine am Montag veröffentlichte Studie der Bertelsmann-Stiftung. Im März 2016 kümmerte sich ein Erzieher im Schnitt um 4,3 Krippenkinder, also um Nachwuchs unter drei Jahren. Zum Vergleich: Vier Jahre zuvor beaufsichtigte ein Mitarbeiter in der Krippe fast fünf Kinder (4,8). Eine Verbesserung gibt es auch in den Kindergärten: Dort musste ein Mitarbeiter 2016 rein rechnerisch 9,2 Kinder im Blick haben – 2012 waren es fast zehn (9,8).

Es gibt dabei allerdings deutliche Unterschiede je nach Bundesland: Am besten ist die Betreuungsrelation in Baden-Württemberg. Dort kommen in der Krippe im Schnitt drei Kinder (3,0) auf einen Betreuer. Beim Schlusslicht Sachsen sind es mehr als doppelt so viele (6,5). Bei den Kindergärten schneidet erneut Baden-Württemberg gut ab – mit 7,2 Kinder auf einen Betreuer. Schlusslicht ist hier Mecklenburg-Vorpommern mit fast doppelt so vielen Kindern (13,7).

Liegt ein Bundesland gut oder schlecht beim Betreuungsverhältnis, können Eltern vor Ort trotzdem eine ganz andere Situation vorfinden. Denn auch innerhalb der Bundesländer gibt es zum Teil noch einmal deutliche Unterschiede. Ein Beispiel: In Hessen kommen im Kindergarten in einem Kreis auf eine Fachkraft 7,6 Kinder – im Nachbarkreis können es schon 11,9 sein. Insgesamt ist das Betreuungsverhältnis in Westen in der Regel besser als im Osten.

Trotz der Fortschritte erreicht den laut Bertelsmann-Stiftung für Kinder idealen Betreuungsschlüssel bislang nur Baden-Württemberg. Nach Auffassung der Experten sollte er in der Krippe bei 1:3 und im Kindergarten bei 1:7,5 liegen.

Die Stiftung fordert, für einen weiteren Kita-Ausbau rund 4,9 Milliarden Euro jährlich bereitzustellen. Zudem würden 107.200 zusätzliche Fachkräfte benötigt. „Die Bildungschancen von Kindern hängen heute erheblich von ihrem Wohnort ab“, sagte Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann-Stiftung. Von einer raschen Befreiung der Beitragspflicht für Eltern zur Kita rät er ab: „Erst wenn die Qualität stimmt [...], können wir die Beitragsfreiheit angehen.“

Bei den Kindern unter drei Jahren ist im Osten rund jedes zweite (52 Prozent) in einer Krippe, im Westen ist es etwas mehr als jedes vierte Kind (28 Prozent). Unmittelbar vor der Schule werden fast alle Kinder außerhalb der Familie betreut (96 Prozent).

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, erklärte: „Es kann nicht sein, dass es in Deutschland vom Wohnort abhängt, wie gut Kinder in einer Kita betreut werden.“ Nötig sei ein gesetzlicher Mindeststandard für ausreichendes und gut qualifiziertes Personal. Eine Erzieherin oder ein Erzieher sollte künftig höchstens drei Kinder unter drei Jahren betreuen. In höherem Alter sollten es höchstens zehn Kinder sein.

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