
FDP-Chef Christian Lindner hat keine Angst vor einem Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone – zumindest wenn dieses zeitlich begrenzt ist. Der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ sagte Lindner, dass der Gedanke eines vereinten Europa gestärkt würde, „wenn ein chronisch unsolides Mitglied die Eurozone mindestens zeitweise verlässt.“
Die größte Gefahr bestünde nicht in einer Zuwendung Griechenlands nach Russland, sondern „in einem Verbleiben Griechenlands unter den falschen Bedingungen“, sagte der FDP-Chef. „Wenn sich Griechenland Reformen verweigert, darf es keine weiteren Hilfen geben.“ Andernfalls, so Linder, drohe ein Ansteckungseffekt, in dem etwa spanische Linkspopulisten oder britische EU-Kritiker Oberwasser bekommen würden.
Griechenlands Schwächen
Griechenlands Ruf hat in der Euro-Krise arg gelitten. Nur zwei der 60 getesteten Staaten haben ein schlechteres Image als der Pleitestaat. Die Folge: Investoren meiden das Land, die Kreditwürdigkeit ist mies.
Nur 5,7 Prozent der gefragten Experten bescheinigten Griechenland, eine kompetente Regierung zu haben. In der Tat hat es Athen nicht geschafft, die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen (Rang 60), für Wachstum zu sorgen (Rang 60) und die öffentlichen Finanzen auf Vordermann zu bringen.
Auch bei der Bildung und Weiterbildung der Bürger hat Griechenland großen Nachholbedarf. Fortbildung von Angestellten gibt es quasi nicht (Platz 58), auch die Qualität der Universitäten ist schlecht (Rang 51). Demzufolge gibt es auch wenige Forscher und Wissenschaftler (Rang 49). Besser schneidet der Krisenstaat bei der Frühförderung ab: Es gibt eine Vielzahl von Lehrern, die Klassen sind sehr klein (Rang 2).
Lindner sprach sich auch dafür aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Anleihekaufprogramm aussetzen sollte: „Nicht weil es nicht erfolgreich wäre, sondern weil es zu erfolgreich ist.“ Die EZB solle Regierungen und Märkte außerdem darauf vorbereiten, dass die Zinsen nicht immer so niedrig bleiben könnten.
Bei allen Diskussionen um die Krise Griechenlands forderte Lindner außerdem, einen Plan B zu entwickeln. Dieser solle neben einem Bankeninsolvenzrecht auch ein Staaten-Insolvenzrecht umfassen. Trotz diesen Forderungen hofft Lindner aber nicht, dass es überhaupt so weit kommt: „Ich wünsche mir nicht, dass der Plan B nötig wird. Für uns wäre die allerbeste Lösung, dass Griechenland noch eine 180-Grad-Wende macht und die Reformen anpackt.“