Die digitale Fortentwicklung Deutschlands sieht Lindner vor allem im Breitbandausbau. Der Bund soll beispielsweise seine Anteile an der Deutschen Telekom verkaufen und im Gegenzug flächendeckend Glasfaserkabel in Deutschland verlegen. Auch Union und Grüne sind für diesen Vorschlag. Und obwohl Lindner weiß, dass ihm das Steuerthema gefährlich werden kann – schließlich hatte die FDP ihre große Steuerreform in ihrer Regierungszeit zwischen 2009 und 2013 nicht umsetzen können – setzt er weiterhin darauf. „Wir werden nicht nur einen Steuerwahlkampf machen. Aber wir lassen uns das Thema nicht nehmen“, sagt Lindner.
Ergebnisse der FDP bei Bundestagswahlen
1949 startet die FDP mit 11,9 Prozent der Wählerstimmen.
Quelle: Statista/Bundeswahlleiter 2015
Immer noch fast 10 Prozent der Wähler können sich für die Liberalen begeistern: 9,5 Prozent.
1957 bekam die FDP einen Stimmenanteil von 7,7 Prozent.
12,8 Prozent der Wähler stimmen für die FDP. Das ist das zweitbeste Wahlergebnis für die Partei auf Bundesebene überhaupt.
Das gleiche Ergebnis wie 12 Jahre zuvor: 9,5 Prozent der Stimmen entfallen auf die Freien Demokraten.
Acht Jahre nach dem zweitbesten Wahlergebnis auf Bundesebene fährt die FDP das zweitschlechteste ein: Nur 5,8 Prozent der Wähler stimmen für die Liberalen.
Die FDP kommt auf einen Stimmenanteil von 8,5 Prozent.
Die FDP bekommt 7,9 Prozent der Stimmen.
Fünfmal knackte die FDP (Stand: 2015) bei Bundestagswahlen bisher die 10-Prozent-Marke: 1949, 1961, 1980 (10,6 Prozent) und 2009.
1983 bekommt die FDP 7 Prozent der Stimmen.
Die Liberalen bekommen 9,1 Prozent der Stimmen.
11,7 Prozent der Wählerstimmen gehen an die Freien Demokraten.
Die FDP kommt auf 6,9 Prozent der Stimmen.
Leichte Verluste: 6,2 Prozent der Wähler stimmen für die Liberalen.
Immerhin 7,4 Prozent der Wählerstimmen kann die FDP holen.
Die FDP schnellt hoch auf 9,8 Prozent.
Die Bundestagswahl 2009: Vorläufiger Höhepunkt der FDP. 14,6 Prozent der Wähler stimmen für sie.
Nach dem Höhe- der Tiefpunkt: Die FDP stürzt ab, schafft die Fünf-Prozent-Hürde nicht (4,8 Prozent) - zum ersten Mal seit 1949 sitzen die Liberalen nicht im Bundestag.
Bildung, Digitalisierung, Finanzen – dieser Mix aus bekannten, wiederentdeckten und eher neuen liberalen Themen soll die Partei zurück in den Bundestag bringen. Wer hat schon etwas gegen eine Partei, die sich für bessere Schulen und eine bessere digitale Infrastruktur einsetzt? Das kann funktionieren. Nur um sicher zu gehen, dass die Liberalen die richtigen Themen in den Fokus rücken, kommen sie im September – eine Woche vor der Bundestagswahl – noch einmal in Berlin zu einem Parteitag zusammen. Dort soll es einen Feinschliff geben – und wenn nötig will Lindner öffentlichkeitswirksam auf aktuelle Entwicklungen reagieren können.
Was, wenn sich die Flüchtlingskrise bis dahin wieder verschärft? Immerhin war das das Thema, mit dem Lindner und die FDP im vergangen Jahr wieder an Profil gewannen und bundesweit wahrgenommen wurden. Da sagte er Sätze wie: „Merkels Flüchtlingspolitik war falsch und in Teilen chaotisch.“ Oder: „Frau Merkel hat eine illiberale Politik gemacht, als sie regellos die Grenzen geöffnet und nicht wieder geschlossen hat.“ Und: „Frau Merkel muss ihre Entscheidung aus dem September (2015) korrigieren, damit Deutschland nach den Dublin-Regeln wieder alle Flüchtlinge aus sicheren Drittländern an der Grenze abweist.“
Für diese harte politische Haltung in der Flüchtlingskrise hat sich vor allem Wolfgang Kubicki stark gemacht. Es war der Stellvertreter, der den Vorsitzenden davon überzeugte. Das Kalkül: Denjenigen eine politische Heimat geben, die mit Merkels Flüchtlingspolitik nichts anfangen können, aber nicht die AfD wählen wollen. Die FDP also als AfD light in der Flüchtlingsfrage. „Lindner ist hier schon ein Hardliner“, meint FDP-Experte Werner Bruns. „Anders als die AfD aber im Rahmen des Rechtsstaates.“
Sollte die FDP es zurück in den Bundestag schaffen, will Lindner sofort eine der schärfsten parlamentarischen Waffen anwenden, die es gibt. Er will einen Untersuchungsausschuss einrichten. Gegenstand: Die Flüchtlingskrise und die Entscheidungen der Kanzlerin im Herbst 2015.