FDP-Parteitag Schlachtfest bei der FDP

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Homburger verfehlt Mehrheit

Scheinbar endlos dauert die Auszählung, dann sickert schon durch, dass es einen zweiten Wahlgang geben muss. Denn beide Bewerber haben die absolute Mehrheit verfehlt. Dreimal wird in den Nebenräumen gezählt, dann steht fest: Zastrow fehlt eine Stimme zum Sieg, aber er hat 27 Stimmen Vorsprung. Erster Jubel bei den Sachsen und den anderen Ost-Verbänden. Sie hatten sich abgesprochen: Wenn Zastrow nicht als Stellvertreter bestätigt wird, dann wird auch kein anderer Kandidat aus den neuen Ländern für einen Präsidiumsposten kandidieren. Man will klarmachen: Wenn die Partei keinen Ostdeutschen als Stellvertretenden Parteivorsitzenden haben will, dann kommt gar keiner in die engere Führung. Im zweiten Wahlgang triumphiert dann Zastrow. Das wirft neue Fragen auf. Denn bei den nun zu wählenden Beisitzern zum Präsidium steht aus dem zweitgrößten Landesverband
Baden-Württemberg schon Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel zur Wahl – und auf verlorenem Posten. Denn nach seiner öffentlichen Kritik an der Arbeit Röslers selbst zu Zeiten des niedersächsischen Landtagswahlkampfs beim Stuttgarter Dreikönigstreffen ist der bei der Mehrheit der Delegierten ohnehin unten durch. Aber damit droht Baden-Württemberg die Gefahr, gar nicht in der Führung präsent zu sein.

Die peinlichen Kampagnen der FDP
Mit einem unrasierten Spitzenkandidaten geht die FDP in den Wahlkampf für die Landtagswahl am 13. Mai 2012. Die FDP setzt in NRW auf landespolitische Themen. In der Vergangenheit war das nicht immer so. Quelle: dpa
Guido Westerwelle im Big Brother Container Quelle: dpa
Guido Westerwelle vor dem "Guidomobil" Quelle: AP
Westerwelle beim Aachener Karneval Quelle: AP
Guido Westerwelle mit 18 Prozent auf der Schuhsohle Quelle: dapd
Umstrittenes Flugblatt von Jürgen Möllemann Quelle: dpa
Dirk Niebel präsentiert das "Rote Socken"-Wahlkampfplakat der FDP Quelle: dpa

Hektische Beratungen setzen ein. Die Führung des Landesverbandes verzieht sich in eine Nische am Rande des großen Tagungssaales. Homburger sondiert beim Parteivorsitzenden Rösler die Stimmung für das weitere Vorgehen, auch dessen Vorgänger Westerwelle kommt hinzu, der sich jahrzehntelang auf sie verlassen konnte. Homburger vereinbart, dass der Vorsitzende Rösler persönlich sie für den dritten Beisitzerplatz vorschlägt. Mit ihm als Paten, das müsste reichen. Die
hartnäckige Schwäbin weiß: Verlässt sie den Parteitag ohne einen Platz im Präsidium, sind ihre Tage an der Spitze der heimischen Landespartei auch gezählt. Schon bei der Spitzenkandidatur für den Bundestag wurde sie angegriffen und ließ mit einem überraschenden Schachzug Niebel den Vortritt, um einer Demontage zuvor zu kommen. In der Runde in der Saalecke geht es nun andersherum: Niebel solle auf eine Kandidatur verzichten, um ganz deutlich zu machen, dass BaWü voll
und ganz darauf setzt, Homburger durchzubringen. Doch der weigert sich. Nach allen Debatten um seine Attacken will er erhobenen Hauptes in die Schlacht ziehen, sich eine ehrenvolle Niederlage abholen – wer weiß, ob man diese Tapferkeit nicht in ein paar Jahren noch mal nutzbringend in eine Waagschale werfen kann. Der ehemalige Generalsekretär drängt darauf, dass Homburgers Kandidatur für Platz drei erst nach dem Wahlgang für die zweite Position bekannt gegeben
wird. Seine Sorge: All diejenigen, die den großen Verband Baden-Württemberg eingebunden sehen möchten, könnten dann gleich auf Homburger setzen und ihm selbst ein noch schlechteres Ergebnis bescheren. So wird verfahren.

Den ersten Beisitzerposten übernimmt ohne Gegenkandidat wie bisher der hessische Justizminister Jörg Uwe Hahn. Um Platz zwei entbrennt dann eine spannende Schlacht. Lange schon war klar, dass der schleswig-holsteinische Wahlsieger Wolfgang Kubicki gegen Niebel antreten wird, auch um ihn wegen des als illoyal gebrandmarkten Verhaltens abzustrafen. Zwischenzeitlich hatte sich die Rösler-Truppe bemüht, noch die Hamburgerin Katja Suding als Bewerberin zu gewinnen.
Die hat auch einen erfolgreichen Wahlkampf geführt, ist jung und Frau – und mit ihr ließe sich neben Niebel gleich noch Kubicki verhindern, dem viele nicht vergessen haben, dass er noch jeden Vorsitzenden der vergangenen zwei Jahrzehnte wegen echter oder vermeintlicher Fehler attackiert hatte. Doch Suding sagt ab.

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