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Fehmarnbelttunnel Was wir von den Dänen lernen können

Während Verkehrsprojekte wie der Flughafen BER oder marode Autobahnbrücken die Republik aufwühlen, baut der kleine Nachbar ein Großprojekt nach dem anderen. Was wir von den Dänen lernen können.

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Diese zehn Länder haben die beste Infrastruktur
Platz 10: FrankreichMit einem Indexwert von 6,1 landet Frankreich auf dem zehnten Platz und bildet damit das Schlusslicht der Top-Ten-Länder mit der besten Infrastruktur. Deutschland liegt mit einem Wert von 6,0 nur minimal hinter den französischen Nachbarn – und kommt somit auf Platz elf. Quelle: Reuters
Platz 9: JapanDie Skyline von Japans Mega-Metropole Tokio im dunstigen Smog: Ebenso wie Österreich und Island kommt Japan auf einen recht guten Indexwert von 6,2. Das liegt vor allem an den gut ausgebauten Bahntrassen, den vielen Häfen und Airports. Ein Auto besitzen in erster Linie nur die Japaner, die auf dem Land oder in kleineren Städten leben. Da die Metropolen wie Tokio sehr dicht bebaut sind, ist ein Parkplatznachweis nötig, um ein Fahrzeug anzumelden. Im gesamten Land sind rund 45 Millionen Autos zugelassen. Quelle: dpa
Platz 8: IslandEin Auto fährt auf der Ringstraße nahe des Fjordes Eyjafjörður. Die Ringstraße ist die längste Straße Islands und folgt grob dem Küstenverlauf. Insgesamt gibt es in Island rund 13.000 Kilometer Straßen, von denen 4331 asphaltiert sind. Somit erreicht das kleine Land im internationalen Vergleich einen Indexwert von 6,2 – ebenso wie Österreich und Japan. Quelle: obs
Platz 7: ÖsterreichEin Motorradfahrer genießt die Tour am Plansee bei Reutte. Österreichs Infrastruktur erreicht mit einem Wert von 6,2 den siebten Platz. Trotz der logistisch und klimatisch schwierigen Lage inmitten der Alpen kann das Land viele moderne Tunnel und Brücken vorweisen, die auch extremeren Witterungsbedingungen standhalten können. Durch seine schmale, aber zentrale Lage mitten in Europa gilt Österreich als typisches Transitland. Quelle: dpa
Platz 6: NiederlandeAuch Holland bekommt – ebenso wie Singapur – den Wert 6,3. Das niederländische Autobahnnetz ist beispielsweise eines der dichtesten der Welt. Das gilt ebenso für das Schienennetz, welches flächendeckend vorhanden ist. Auch das Kanalnetz der Niederlande weist optimale Bedingungen für europäischen und internationalen Schiffsverkehr auf. Quelle: AP
Platz 5: SingapurDer südostasiatische Stadt- und Inselstaat ist bekannt dafür, die großen Formel-1-Rennen auszutragen – wie hier im September 2013. Auch sonst kann Singapur eine ausgezeichnete Infrastruktur vorweisen, zu der neben gut ausgebauten Straßen auch ein riesiger Flughafen, eine eingleisige Eisenbahnverbindung, ein hoch getaktetes U-Bahnnetz sowie gigantischer Container-Umschlagplatz gehören. In ganz Singapur herrscht übrigens Linksverkehr, der noch während der britischen Kolonialzeit eingeführt wurde. Im internationalen Ranking bekommt der Stadtstadt den Indexwert 6,3. Quelle: dpa
Platz 4: FinnlandDas nordeuropäische Land kommt – genau wie die Vereinigten Arabischen Emirate – auf den guten Wert von 6,4. Das liegt vor allem daran, dass das Straßennetz im Vergleich zu der geringen Bevölkerungsdichte sehr gut ausgebaut ist. Auf diesem Bild ist das „Kiasma“, Helsinkis Museum für zeitgenössische Kunst, zu sehen. Quelle: REUTERS

Was für ein Zufall! Just am Dienstag dieser Woche, wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel in Kopenhagen zu Besuch ist, entscheidet das dänische Parlament über ein historisches Baugesetz. Die Abgeordneten werden im Folketing den Bau des Fehmarnbelt-Tunnels verabschieden, der ab 2021 Dänemark und Deutschland per Schiene und Straße verbinden soll. Dies ist nicht nur ein finanzieller Gewaltakt, sondern könnte für Merkel auch eine Lehrstunde sein, wie sich selbst ein so großes Projekt schnell und solide realisieren lässt. Mehr als sieben Milliarden Euro wollen es sich die Dänen kosten lassen, die Fahrt über den Belt von mehr als einer Stunde auf der Fähre auf wenige Minuten im Auto oder Zug zu verkürzen.

Zustand der Brücken an Fernstraßen in Schulnoten

Während deutsche Verkehrsprojekte wie der Flughafen BER, die maroden Autobahnbrücken und der Bahnhof S21 die Republik aufwühlen, baut der kleine Nachbar ein Großprojekt nach dem anderen. So zog Dänemark eine 18 Kilometer lange Brücke über den Großen Belt, später ein fast acht Kilometer langes Pendant zwischen Kopenhagen und dem schwedischen Malmö. „Wir haben langjährige Erfahrungen mit Megaprojekten“, sagt der dänische Verkehrsminister Magnus Heunicke. „Und wir sind stolz drauf.“

Statt Projektkosten niedrig zu rechnen, um sie politisch durchzudrücken, wie dies in Deutschland üblich ist, sind die Kosten für den 17 Kilometer langen Fehmarnbelt-Tunnel in etwa realistisch veranschlagt. Die Konzerne, die Schienen, Straßen und Tunnelröhren in den Meeresboden verlegen wollen, gaben Ende 2014 Angebote ab. „Das Parlament kennt die Gebote und das wahrscheinliche Szenario“, sagt Jacob Brandt von der Anwaltskanzlei Bech-Bruun, die die Ausschreibung begleitet hat.

Der geplante Bau des Fehmarnbelt-Tunnels. (zum Vergrößern bitte anklicken)

Zudem kostet die dänischen Steuerzahler der Milliardenbau quasi nichts. Das Projekt wird über die 100-prozentige Staatstochter Femern abgewickelt. Dank öffentlicher Garantien kann sie sich auf dem Kapitalmarkt günstig finanzieren – derzeit sind die Zinsen sogar negativ. Femern entscheidet dann über die Höhe von Mautgebühren. In 33 Jahren sollen die Einnahmen die Kredite komplett abgelöst haben.

Schleswig-Holstein will nun bei der neuen Autobahn A 20 mit Nord-West-Umfahrung Hamburgs auch so bauen. Eine staatliche Projektgesellschaft nach dänischem Vorbild soll einen Tunnel unter die Elbe verlegen – finanziert durch Nutzergebühren. Das sei „rechtlich möglich und mit Europarecht vereinbar“, heißt es in einem Gutachten. Die Abstimmungen laufen.

Das Projekt passt in das Konzept von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD). Auch er will eine Infrastrukturgesellschaft gründen, die Autobahnen bauen, betreiben und unterhalten soll – finanziert über die Maut und privates Kapital. So macht es auch Österreich. Unklar ist, ob der deutsche Staat die Investitionen garantiert und wie unabhängig die Gesellschaft agiert. Auch der Starttermin steht noch aus.

Der Fehmarnbelt-Tunnel könnte dann schon offen sein. Kopenhagens Oberbürgermeister Frank Jensen träumt schon von Olympischen Spielen 2024, sollte Hamburg den Zuschlag bekommen. „Wir könnten einen Teil der Wettkämpfe übernehmen.“ Hamburg spare Geld. „Auch ein Radrennen durch den Tunnel wäre möglich.“

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