Finanzkrise Die Zukunft des Kapitalismus

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4. Keine Angst vor Inflation

Während sich viele vor der Inflation fürchten, beherrscht die Deflation der Werte die Märkte. Vor wenigen Monaten war Daimler noch 60, 50, 40 Milliarden wert – heute gibt’s für rund 38 Milliarden noch BMW obendrauf, als Zugabe wie auf dem Gemüsemarkt die Extra-Banane.

Konzerne zum Schleuderpreis – wann gibt es Hochhäuser zum Preis eines Reihenhauses in München? Nur eines ist falsch in der Deflation: in neue Anlagen investieren. Denn sie sind morgen weniger wert. Das beschleunigt den Abschwung. Der Kapitalismus investiert nur, wenn er Werte schafft, nicht wenn sie sich auflösen. Wir müssen wieder wachsen.

5. Nicht alle sind Opfer

Ja, viele Bankmanager haben versagt. Sie alleine? Wurde jemand gezwungen, sein Geld in Island anzulegen, bei Lehman Brothers zu investieren? Es hat Fehlberatung gegeben – aber die Infantilisierung oder Selbstentmündigung einer Gesellschaft, deren Mitglieder sich grundsätzlich als Opfer ohne Selbstverantwortung sehen, hat einen neuen Höhepunkt erreicht.

In Deutschland fehlt Ausbildung zum Thema private Finanzen. Der Kauf eines Sofas wird genauer überlegt als der eines Zertifikats, wir wälzen Autokataloge und überblättern Geschäftsbedingungen. Geld gilt als schmutzig, Spekulation als un-deutsch und verwerflich. Diese romantische Haltung muss einer nüchternen, informierten Einstellung weichen.

6. Jede Krise kennt Gewinner

Das sind Oskar Lafontaine und die meist schon pensionierten Zausel aus der 68er-Universität, die die Talkshows in Anstalten von Wiedergängern verwandeln. Und wer verdient wirklich? Zu Beginn der Industrialisierung, in der Weltwirtschaftskrise oder beim Zusammenbruch des Ostblocks – märchenhaft reich wurden mutige Hände, die aufsammeln, was zittrige Hände wegwerfen. Der Porsche-Spekulationsgewinn von vielleicht sechs Milliarden ist nur ein Vorbote. Neue Oligarchen betreten die Bühne.

7. Sicher ist unsicher

„Les Trente Glorieuses“, die drei glorreichen Nachkriegsjahrzehnte, in denen Westeuropa zugleich eine wohlhabendere und gerechtere Gesellschaft wurde, sind unwiderruflich vorbei. In Ostdeutschland und Osteuropa wurden festgefügte Lebensläufe über Nacht entwertet – wie viele Bankkonten und Festanstellungen heute im Westen. Die Westdeutschen müssen den Umgang mit der Unsicherheit neu lernen.

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