Auch deshalb beschwörten Wirtschaftsvertreter Ende Juni händeringend die Bundesregierung, doch noch bei ihrem Bad-Bank-Modell nachzubessern. Mit Erfolg, nun dürfen die Institute ihre Giftpapiere zum Vor-Lehman-Brothers-Desaster-Wert andienen statt zu den niedrigeren aktuellen Werten. Bethge: „Das verschafft den Banken wieder Luft.“
Noch mehr bringen würde es, so Harmen Lehment vom Kieler Institut für Weltwirtschaft, wenn die Eigenkapitalanforderungen weltweit oder zumindest europaweit ausgesetzt würden, bis die Basel-II-Regeln reformiert und ihre prozyklischen Wirkungen eingedämmt sind. Davon sind die westlichen Regierungen aber weit entfernt, müssten sie dann doch wieder ein Aufflammen der Bankenkrise fürchten.
Warenkreditversicherer noch zögerlicher
Derweil gerät die Realwirtschaft in eine doppelte Kreditklemme. Denn auch die Kreditversicherer geizen plötzlich. Die Zurückhaltung der Warenkreditversicherer sei „noch größer“ als bei den Banken, beobachtet Christoph Kannengießer vom Verband der Markenhersteller. Auch der ZVEI schlägt Alarm. Bei ihrer Mitgliederbefragung gaben 66 Prozent an, der Zugang zu Kreditversicherungen habe sich erschwert. Wenn sich das nicht schnell bessere, „ist mit einer Insolvenzwelle zu rechnen“, warnt ZVEI-Präsident Friedhelm Loh und fordert, „dass die Kreditversicherer unter den staatlichen Bankenrettungsschirm gehen“.
Die Krise geht weiter. Und sie wird teuer, sehr teuer.
