
"Wir sind alle berauscht davon, dass Deutschland wirtschaftlicher Musterschüler ist“, sagt Kemmer, doch gebe es keine Garantie, dass dies auch so bleibt. Mit Sorge beobachtet der Chef des Bankenverbands die derzeitigen Aktivitäten der Politik bei der Regulierung der Finanzmärkte. „Die Politik hat nach der Finanzkrise vieles richtig gemacht“, sagte Kemmer am Mittwochabend vor dem Club Wirtschaftspresse in München.
Doch die Initiativen der jüngsten Zeit beobachtet der Verbandschef mit Sorge. Zwar vermeidet Kemmer den Begriff Populismus, erklärt jedoch, dass angesichts bevorstehender Wahlen jetzt vor allem emotional besetzte Themen bedient würden.
Das sind die größten Banken Deutschlands
2011 ist das letzte Jahr, für das die WestLB ihre Jahresbilanz bekannt gab. Die Bank, die zum Großteil dem Land Nordrhein-Westfalen, der NRW.Bank und den Sparkassenverbänden des Rheinlands und Westfalen-Lippe gehörte, ist mittlerweile zerschlagen. Die Zertifikategeschäfte übernahm die Helaba.
Bilanzsumme (2011): 167,90 Milliarden Euro
Die Postbank gehört zur Deutschen Post und betreut mit rund 19.000 Angestellten fast 14 Millionen Kunden.
Bilanzsumme (2011): 192,00 Milliarden Euro
Die Eurohypo AG ist eine Tochter der Commerzbank - und ein Milliardengrab. Zehn Jahre nach der Gründung wird die Hypothekenbank nun zerschlagen. Die Eurohypo AG ist nach der WestLB die zweite deutsche Bank, die die Krise nicht überlebt hat. Jedoch ist ihre Bilanzsumme noch um einiges größer als die der Landesbank.
Bilanzsumme (2011): 203,00 Milliarden Euro
Auch die NordLB schaffte es nur mit Staatsmitteln, die Bankenkrise zu überstehen. Die EU-Bankenaufsicht verordnete der Bank der Länder Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern ihr Eigenkapitalpolster gehörig aufzustocken.
Bilanzsumme (2011): 227,60 Milliarden Euro
Die BayernLB machte in den vergangenen Wochen mit einem Streit mit der EU-Kommission Schlagzeilen. Die in der Krise taumelnde Bank muss dem Land Bayern fünf Milliarden Euro an Krisenhilfen zurückzahlen.
Bilanzsumme (2011): 309,10 Milliarden Euro
Auch die Hypo Real Estate überlebte die Krise nur knapp: Die Immobilienbank wurde verstaatlicht und lagerte ihre Altlasten in eine Bad Bank aus. Bis 2015 muss die Hypo Real Estate jedoch wieder privatisiert werden, entschied die EU.
Bilanzsumme (2011): 236,60 Milliarden Euro
Die LBBW ist mit einer Bilanzsumme von über 370 Milliarden Euro die größte deutsche Landesbank. Das Geldinstitut gehört fast vollständig dem Land Baden-Württemberg, dem Sparkassenverband des Landes und der Stadt Stuttgart.
Bilanzsumme (2011): 373,10 Milliarden Euro
Die deutsche Unicredit Bank AG, besser bekannt unter ihrem Markennamen Hypovereinsbank, ist ein Tochterunternehmen der größten italienischen Bank, Unicredit. Die italienische Großbank hat gerade eine Umstrukturierung angekündigt: Die Tochtergesellschaften und damit auch die Hypovereinsbank sollen mehr Autonomie bekommen.
Bilanzsumme (2011): 395,70 Milliarden Euro
Zur DZ Bank AG gehören neben der Volksbanken Raiffeisenbanken auch die Bausparkasse Schwäbisch Hall oder die R+V Versicherung. Die DZ Bank AG ist das Zentralinstitut für insgesamt 900 Genossenschaftsbanken mit rund 30 Millionen Kunden.
Bilanzsumme (2011): 405,90 Milliarden Euro
Die Kreditanstalt für Wideraufbau (KfW) ist die deutsche Förderungsbank unter Aufsicht des Finanzministeriums. Sie gibt Kredite an Existenzgründer und Firmen im Rahmen von Förderprogrammen der Bundesregierung und ist für die Finanzierung von Infrastrukturvorhaben zuständig.
Bilanzsumme(2011): 494,80 Milliarden Euro
Die Commerzbank belegt mit einer Bilanzsumme von über 600 Milliarden Euro Platz zwei unter den größten deutschen Banken. Die Bank ist in 52 Ländern vertreten und betreut nach eigenen Angaben rund 15 Millionen Privat- und eine Millionen Firmenkunden in der ganzen Welt.
Bilanzsumme (2011): 661,80 Milliarden Euro
Die international erfolgreiche Deutsche Bank nimmt unangefochten den ersten Platz der größten deutschen Banken ein. Ihre Bilanzsumme ist rund 3,5 mal so groß wie die der Commerzbank. Die Bank beschäftigt über 100.000 Mitarbeiter – knapp 50.000 davon in Deutschland.
Bilanzsumme (2011): 2164,10 Milliarden Euro
Problematisch findet Kemmer etwa die jüngste Gesetzesinitiative zum Trennbankensystem, laut der alle Finanzinstitute ihren Eigenhandel in unabhängige Gesellschaften ausgliedern müssen. „Die Universalbank hat sich in unserer mittelständisch geprägten Wirtschaft bewährt“, findet Kemmer. Auch die geplante Finanztransaktionssteuer könne Deutschland am Ende mehr schaden als nützen.
Unter bestimmten Bedingungen fresse sie nämlich die Renditen bei Verträgen zur Riester-Rente auf. Die strengeren Vorschriften zur Beratung von Bankkunden hätten indes zu wuchernder Bürokratie geführt. Kemmer: „Manche Banker trauen sich schon gar nicht mehr, ihren Kunden Aktien zu verkaufen."
Auch die vom EU-Parlament beschlossene Deckelung der Bonusanteile bei Gehältern hält der Chef des Bankenverbands für übertrieben. Die Maßnahmen der Vergangenheit reichten hier vollkommen aus. „Eine Finanzkrise in der gleichen Form wird es wohl nicht mehr geben“, glaubt Kemmer. Viele Investmentbanker wollten sich an ihrer Performance messen lassen. Eine Deckelung der Boni führe am Ende nur dazu, dass die Fixgehälter steigen.