
Die Reform der Dienstwagenbesteuerung könnte den Fiskus eine Milliarde Euro jährlich kosten. Das zeigt eine interne Berechnung des Bundesfinanzministeriums, die der WirtschaftsWoche vorliegt. Darin haben die Experten von Minister Wolfgang Schäuble (CDU) erstmals überschlagen, was diese Besteuerung dem Staat jährlich einbringt: „rund vier bis fünf Milliarden Euro“, so der Parlamentarische Staatssekretär Steffen Kampeter.
Diesen Betrag zahlen allein die Fahrer, die ihre privaten Touren mit dem Dienstwagen pauschal versteuern. Das sind rund 80 Prozent aller Nutzer. Die übrigen 20 Prozent werden von den Finanzämtern nach den Einträgen ins Fahrtenbuch besteuert, also nach den tatsächlich privat zurückgelegten Kilometern. Hier kassiert der Fiskus schätzungsweise eine weitere Milliarde Euro.
Sollte die Regierung künftig als Richtwert für die Besteuerung der Dienstwagen nicht mehr den Listenpreis des Autos ansetzen, sondern den in der Regel viel niedrigeren tatsächlichen Kaufpreis, dürften die Steuereinnahmen um rund 20 Prozent sinken. Die FDP-Haushaltsexpertin Claudia Winterstein ist dennoch für die Reform, weil „die Besteuerung nach dem tatsächlichen Kaufpreis ehrlich und fair ist“ und viele Außendienstler, Vertreter oder Selbstständige deutlich entlaste.
Im Koalitionsvertrag hatten sich CDU/CSU und FDP verpflichtet, „die Angemessenheit der Besteuerung des geldwerten Vorteils aus der Privatnutzung betrieblicher Fahrzeuge überprüfen“ zu wollen. Eine Hoffnung der Politiker: Sinkt die Besteuerung, werden mehr Dienstwagen gekauft, und das hilft der angeschlagenen Automobilindustrie.
Ob das zutrifft, hat die Münchner Leasinggesellschaft LeaseTrend untersucht und dazu 100 Fuhrparkmanager befragt. Nur zwölf Prozent von ihnen könnten sich vorstellen, dass durch die Reform weitere Mitarbeiter in den Genuss eines Dienstwagens kommen. Neun Prozent gaben an, sie würden dann einige ihrer Fahrzeuge schneller gegen Neuwagen austauschen. Profitieren könnte die Autoindustrie vor allem vom Wunsch nach einer besseren Ausstattung: 35 Prozent der befragten Flottenmanager erwarten, dass Dienstwagenfahrer mehr Extras wie ein Navigationssystem ordern, weil das ihre private Steuerlast nicht mehr so stark erhöhe.