Fleischkonsum in Deutschland „Ein Kilo Hackfleisch für 3,40 Euro ist pervers“

Deutschland verbraucht doppelt so viel Fleisch wie der Weltdurchschnitt. Grüne und Verbände fordern daher, die Deutschen sollten den Verkehr reduzieren. Doch der ist seit Jahren rückläufig. Das Problem ist ein anderes.

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Im Kühlraum der Teterower Fleisch GmbH bereitet Peter Riedel die Rinderhälften für die Verladung vor. Die Fleischproduktion erreichte dieses Jahr einen Höchstwert. Quelle: dpa

Düsseldorf Deutschland hat ein Fleischproblem. 88,3 Kilogramm verbraucht ein Deutscher durchschnittlich im Jahr. Das ist doppelt so viel wie der weltweite Durchschnitt. Umweltschützer wie Politiker fordern daher eine Drosselung des Fleischkonsums in Deutschland. Würden alle Menschen so viel Fleisch essen, „bräuchten wir einen zweiten Planten“, sagt Nicole Maisch, Grünen-Sprecherin für Tierschutz und Verbraucherpolitik.

Sie fordert daher eine Ende der Massentierhaltung und der Dumpingpreise für Fleisch, die in Deutschland vorherrschten. „Ein Kilo Hackfleisch für 3,40 Euro ist pervers.“ Die Preise müssten sich stattdessen an der sozialen und auch ökologischen Wirklichkeit orientieren.

Unterstützung bekommt sie aus Reihen der SPD. Christina Jantz, Tierschutzbeauftragte der Sozialdemokraten, forderte bessere Haltungsbedingungen für Tiere und Unterstützung der Landwirte im Wandlungsprozess. Es müsse einen „Mix aus gesetzlichen Maßnahmen“ geben, so Jantz. Moritz Heuberger, Sprecher der Grünen Jugend, plädierte des Weiteren, die artgerechte Tierhaltung von Bio-Höfen als gesetzlichen Standard festzuschreiben.

Doch nicht nur das Wohl der Tiere sei vom übermäßig hohen Fleischverbrauch betroffen, heißt es von den Kritikern. Die Viehhaltung ist maßgeblich für Treibhausgase verantwortlich, mehr sogar als alle Autos, LKW und Flugzeuge zusammen.

Durch den extrem hohen Fleischkonsum der Deutschen werde der Ausstoß von Treibhausgasen und der weltweite Flächenverbrauch zusätzlich beschleunigt, mahnt WWF-Referentin Tanja Dräger de Teran. Sie fordert daher die Einführung eines „Gülle-Euro“, einer Abgabe für Landwirte auf Stickstoffüberschüsse.


Produktion erreicht Rekordwert von 8,22 Millionen Tonnen

Doch essen die Deutschen immer mehr Fleisch? Die Zahlen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) stützen diese These nicht zweifelsfrei. Zwar weisen sie einen Verbrauch und damit Konsum von 88,3 Kilogramm pro Kopf aus, doch werden lediglich tatsächlich 60,4 Kilogramm auch von Menschen verzehrt.

Die restlichen Millionen Tonnen an Fleisch gehen laut BMEL beispielsweise auf Futterproduktion und Schlachtabfälle zurück. Die Zahlen sind zudem seit 2011 rückläufig, sowohl im Verbrauch als auch im Verzehr. Damals wurden noch knapp 91,7 Kilogramm pro Kopf verbraucht und 62,8 Kilogramm verzehrt.

Umweltbewusst ist die Bundesrepublik deswegen aber nicht, wenn es um das Thema Fleisch geht. Die Produktion hat in Deutschland in diesem Jahr einen Rekordwert von 8,22 Millionen Tonnen erreicht, wie das Statistische Bundesamt ermittelte.

Damit übertraf die Fleischproduktion der Bundesrepublik ihren alten Rekordwert von 2011, Exporte mit eingefasst. Ein Großteil der ausländischen Verkäufe gehen nach Angaben des Verbands der Fleischwirtschaft (VFD) ins europäische Ausland.

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