Flüchtlinge Wenn Angela Merkel die Grenze (nicht) schließt...

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Besteht für Merkel Putschgefahr?

„Plan B“ kann aber noch mehr bedeuten. Was, wenn Merkel ihre Willkommenskultur ohne Grenzschließung fortsetzen möchte und zumindest vorläufig weiterhin durchschnittlich 3.000 Flüchtlinge und Einwanderer pro Tag einreisen? Dann braucht es eben den Plan B fürs Kanzleramt – argumentieren Merkel-Kritiker. „Die Kanzlerschaft von Angela Merkel“, so Patzelt, „ist in Gefahr“ - und diese Gefahr geht von ihren eigenen Leuten aus.

Mit Kanzlern in solcher Gefahr kennt sich Wolfgang Bergsdorf aus. Der Politikwissenschaftler war über viele Jahre Büroleiter von Helmut Kohl, er hat 1989 den Putschversuch gegen den damaligen Kanzler aus nächster Nähe beobachtet. Damals wollte eine Gruppe von „Parteifreunden“ um Heiner Geißler und Rita Süssmuth den CDU-Chef und Kanzler absägen.

Der Putsch misslang, aber von einer solchen Situation sei Merkel noch weit entfernt, sagt Bergsdorf. „Es gibt in der CDU keine inhaltliche oder personelle Alternative zu ihr. Finanzminister Wolfgang Schäuble ist loyal und wird nicht putschen. Das entspricht nicht seinem Charakter“, ist Bergsdorf überzeugt.

In der Geschichte der Bundesrepublik wurde nur ein Kanzler je von seinen eigenen Leuten gestürzt. Das war der als Wirtschaftsminister erfolgreiche, als Kurzzeit-Kanzler jedoch glücklose Ludwig Erhard. Alle anderen wurden abgewählt oder traten zurück.

Kürzlich haben 44 Unions-Abgeordnete einen Brief an die Kanzlerin geschickt, in dem sie diese zur Grenzschließung auffordern.

„Sie hat bislang eine laute Minderheit gegen sich. Sollte irgendwann eine Mehrheit der Unions-Fraktion in der Flüchtlingsfrage gegen sie sein, hätte sie ein Problem“, sagt Bergsdorf.

Aus Sicht des einstigen Kohl-Vertrauten entscheiden die Landtagswahlen im März, ob ihre Leute den Stab über sie brechen. Bergsdorf rechnet dort nicht mit riesigen Einbußen wegen der Flüchtlingspolitik. Im Gegenteil, er bleibt ein Merkel-Optimist. „Sie wird bleiben und 2017 zur Wiederwahl antreten.“

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