Flüchtlinge Der Berg unerledigter Asylanträge wächst

Mehr als 393.000 Asylanträge türmen sich beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Damit hat sich die Zahl innerhalb eines Jahres verdoppelt. Dabei wollte die Behörde den Rückstau bei Anträgen abbauen.

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Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hatte angekündigt, Asylanträge rascher zu bearbeiten und den Berg unerledigter Anträge zu verringern. Das Versprechen kann die Behörde nicht einhalten. Quelle: AP

Berlin Der Berg unerledigter Asylanträge in Deutschland wächst allen Bemühungen zum Trotz weiter an. Ende Februar türmten sich beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) 393.155 Anträge, wie das Bundesinnenministerium am Dienstag in Berlin mitteilte. Ende Januar waren rund 372.000 Verfahren anhängig gewesen.

Im Vergleich zum Januar und Februar des Vorjahres verdoppelte sich die Zahl neu eingereichter Asylanträge. Insgesamt ersuchten 120.642 Menschen in den ersten beiden Monaten um Asyl, ein Plus von 132 Prozent. Die meisten Antragsteller kommen aus Syrien, dem Irak und Afghanistan.

Allein im Februar beantragten 67.800 Menschen in Deutschland Asyl, 30 Prozent mehr als im Januar. Entschieden worden sei über 51.500 Asylanträge. Politiker aus Bund und Ländern mahnen seit langem eine zügigere Bearbeitung der Anträge an, um Menschen ohne Aussicht auf Asyl zügig abschieben zu können.

BAMF-Chef Frank-Jürgen Weise hat angekündigt, seine Behörde wolle in diesem Jahr über bis zu 1,2 Millionen Asylanträge entscheiden, um den Rückstau der Vorjahre abzubauen und auch neue Fälle rasch abzuschließen. Im Durchschnitt dauerten die Verfahren im vergangenen Jahr nach BAMF-Angaben 5,2 Monate.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière sagte, im Januar und Februar habe die oberste Asyl-Behörde mit mehr als 100.000 Entscheidungen bereits mehr Anträge abgearbeitet als in den ersten fünf Monaten des vergangenen Jahres zusammen. Die "beachtliche Steigerung" sei auf Personalzuwachs, Mehrarbeit und eine Verbesserung der Abläufe zurückzuführen.

Seit einiger Zeit kommen immer weniger Flüchtlinge nach Deutschland, was wesentlich an den weitgehend geschlossenen Grenzen entlang der Balkanroute liegt. Nach Angaben der Bundespolizei trafen im Februar 38.570 und im Januar 64.650 Menschen ein. Am Montag waren es einer Sprecherin zufolge 190 Menschen. In der ersten Märzwoche überschritten damit im Schnitt 361 Migranten pro Tag die Grenze.

Höher liegen die am Dientag veröffentlichten sogenannten Easy-Zahlen der Länder, die auf Registrierungen in den Erstaufnahmeeinrichtungen beruhen. Diese weisen für Februar bundesweit 61.428 neue Flüchtlinge aus. Im Januar waren es rund 92.000. In den Easy-Zahlen sind jedoch Doppel- und Mehrfachregistrierungen von Flüchtlingen enthalten. Außerdem liegt die Zahl auch deswegen höher als die der Bundespolizei, weil von der Ankunft bis zur Registrierung oft mehrere Wochen vergehen. Hier wirkt sich auch noch der Rückstau aus dem vergangenen Jahr aus. Auch in Regierungskreisen hieß es, die Easy-Zahlen seien aus ihrer Sicht zu hoch. Die Bundespolizei-Angaben spiegelten die reale Lage eher wider.

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