Flüchtlinge Kunstvolle Integration

Viele Frauen, die etwa aus Syrien geflüchtet sind, haben noch nie gearbeitet. Nun versuchen sie in Berlin den Einstieg in den Arbeitsmarkt mit einem Kunstprojekt. Damit hoffen sie auf bessere Chancen, hier einen Job zu finden.

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Wunsch nach Arbeit: Viele geflüchtete Frau wollen gerne arbeiten. Doch für sie ist die Jobsuche schwierig. Integrationskurse wie hier in Mainz sollen helfen. Quelle: dpa

Berlin Gosen Khateeb ist aus Syrien nach Deutschland geflohen. Die 51-Jährige lebt in Berlin und will sich nun nach ihrer Flucht aus der Heimat hier etwas Neues aufbauen: ein Berufsleben. Seit einem Jahr nimmt sie in Berlin an dem Workshop „Frauen machen Kunst“ teil. „Wir arbeiten hier als Team, Flüchtlinge und deutsche Frauen“, sagt sie. „Ich fühle mich besser integriert, und jede Woche lernen wir etwas dazu“, erzählt Khateeb. „Ich hoffe, dass mir das hilft, eine richtige Arbeit zu finden.“

Viele Flüchtlinge haben Probleme auf dem Arbeitsmarkt. Das trifft besonders auf Frauen zu, die weder in ihren Heimatländern wie Syrien bisher einem Job nachgegangen sind noch in Deutschland. Viele dieser Frauen wollen nun in professionellen Workshops teilnehmen, um so Erfahrungen sammeln zu können und ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen.

„Frauen machen Kunst“ ist einer dieser Workshops. Er wird seit einem Jahr in Berlin angeboten, organisiert von dem Verein „Zusammenwachsen“. Hier entwerfen die Frauen unter anderem Lederhandtaschen oder Laptoptaschen und stellen sie auch selbst her. Mittlerweile nehmen nicht nur Flüchtlinge an dem Projekt teil, sondern auch deutsche Frauen, die diese Arbeit mögen.

Für viele Frauen unter den Flüchtlingen ist das eine völlig neue Erfahrung. Die Ehemänner kümmern sich zu Hause um die Kinder, während sich in den Workshops einer Arbeit nachgehen. Das ist eine neue Rolle. Sie erkennen, dass sie nicht geboren wurden, um in der Küche zu stehen. Auch sie können sich beruflich verwirklichen. Und hier haben sie nun die Chance, dies auch zu machen.

Eine der deutschen Frauen, mit der Khateeb zusammenarbeitet, ist Isabel von Vegesack. Die 36-Jährige bezeichnet sich als Bewunderin des Lederhandwerks. „Ich war sofort begeistert von diesem Projekt“, sagt sie. Sie nehme auch teil, weil ich neugierig sei, wie dieses Handwerk in Syrien praktiziert werde. „Mir gefällt auch die Idee hinter diesem Projekt, Flüchtlingsfrauen zu befähigen, eine neue Lebensperspektive in Deutschland zu finden. Das will ich unterstützen.“ Sie selbst habe einige gelernt, etwa bei der Handstickerei, vor allem aber habe sie durch die Gespräche mit den anderen Frauen etwas über deren Kultur erfahren. 

„Das größte Problem war, die Frauen zu überzeugen, an sich selbst zu glauben“, sagt Mayyada Massoud, die Projektleiterin. „Sie davon zu überzeugen, dass sie noch mehr können als Hausfrauen zu sein.“ Mittlerweile geht es für die Frauen nicht mehr nur darum, eine kurze Auszeit von der der Kinderbetreuung und Hausarbeit zu haben oder für ein paar Stunden raus zu kommen aus den Flüchtlingsunterkünften. Sie wollen sich selbst verwirklichen. Das Arbeiten mit Leder, Fäden und Schweren ist auch ein Weg, mit ihren Problemen und ihrem langen Leiden fertig zu werden. Sie verzieren die Taschen mit Sternen, Herzen und Slogans zu Frauenrechten.

Die Frauen zu ermutigen, fern ihrer eigentlichen Heimat ihre Fähigkeiten zu entdecken, sei harte Arbeit, sagt Projektleiterin Massoud. „Aber die Probleme vergisst man schnell, wenn man in die glücklichen Augen schaut, wenn sie eine neue, wunderschöne Tasche fertiggestellt haben.“

Einen Teil der Produkte wie Handtaschen werden bei einer Ausstellung am  Samstag, 11.11., in der Galerie „The Bumiller Collection“ in Berlin präsentiert.

 

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