
Der Hauptgrund für die Entwicklung liege im Familiennachzug, berichteten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwochausgaben) unter Berufung auf einen Lagebericht der Bundespolizei. Demnach sind 55 Prozent der in diesem Monat nach Griechenland eingereisten Migranten Frauen und Minderjährige gewesen.
Reaktionen zu möglichen Grenzschließungen
Anton Börner, Präsident des Außenhandelsverband BGA, warnt im "Tagesspiegel" vor Grenzschließungen. Rund 70 Prozent des deutschen Außenhandels würden innerhalb Europas abgewickelt. "Vor diesem Hintergrund werden sich die Kosten alleine für die internationalen Straßentransporte um circa drei Milliarden Euro verteuern."
"Durch Staus und Wartezeiten, zusätzliche Bürokratie oder zum Beispiel die Umstellung von Just-in-time-Lieferung auf deutlich teurere Lagerhaltung können sich die Kosten für die deutsche Wirtschaft schnell auf zehn Milliarden Euro pro Jahr summieren", mahnt DIHK-Geschäftsführer Martin Wansleben.
Der Vize-Präsident des Europaparlaments, Alexander Graf Lambsdorff (FDP), sagte der "Rheinischen Post": „Die Schließung der deutschen Grenzen wäre ein Debakel für die Flüchtlinge, für die Wirtschaft, aber auch für Millionen Pendler und Urlauber.“
"Verstärkte Kontrollen ist was anderes, aber eine komplette Schließung ist absolut illusorisch. Und man sollte den Leuten da keine Scheinlösungen anbieten“, sagte SPD-Generalsekretärin Katarina Barley im Deutschlandfunk.
"Wenn die Grenzen geschlossen würden, ist Schengen gefährdet. Das hat ebenfalls große Auswirkungen auf Deutschland, auf Arbeitsplätze in Deutschland", sagte der nordrhein-westfälische CDU-Landesvorsitzende Armin Laschet.
Im Juni 2015 habe der Anteil noch bei 27 Prozent gelegen. Vermutlich versuchten männliche Migranten ihre Familien nachzuholen, bevor angekündigte Neuregelungen zum Familiennachzug greifen. Die Bundespolizei berufe sich auf Zahlen des UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR.
Nach Informationen aus der Koalition wollen Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel, SPD-Chef Sigmar Gabriel sowie der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer am Donnerstag am Rande der Beratungen mit den Ministerpräsidenten der Länder in Berlin über das Asylpaket II sprechen. Knackpunkt ist die geplante Einschränkung des Familiennachzugs. Das dänische Parlament hatte am Dienstag eine umstrittene Verschärfung der Einwanderungsgesetze verabschiedet. Unter anderem wird der Familiennachzug erschwert.