Flüchtlingspolitik Ausbildung von Asylbewerbern kostet Milliarden

Regierungs-Experten gehen davon aus, dass die Ausbildung der 2015 nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge bis zu drei Milliarden Euro pro Jahr kosten könnte. Die meisten Asylbewerber sind jünger als 25 Jahre.

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In der Firma Reuther STC in Fürstenwalde (Brandenburg) arbeitet der 26-jährige Asylbewerber Hamza Ahmed aus Somalia gemeinsam mit dem Meister für Zuschnitt, Thorsten Muschack, an einem Stahlsegment für einen Windradturm. Quelle: dpa

Berlin Für die Ausbildung der im vergangenen Jahr nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge veranschlagen Regierungs-Experten Ausgaben bis zu drei Milliarden Euro pro Jahr. Sollten 60 Prozent der Flüchtlinge dauerhaft bleiben, würden 2,2 Milliarden Euro für Kindergärten, Schulen und Berufsausbildung fällig, sagte der Pädagoge Kai Maaz am Donnerstag bei der Vorstellung des Bildungsberichts 2016 der Bundesregierung. Sollten 80 Prozent in Deutschland bleiben, würden sich die Kosten auf drei Milliarden Euro erhöhen. 2015 waren rund 1,1 Millionen Asylbewerber nach Deutschland gekommen. Die meisten sind jünger als 25 Jahre.

Bundesbildungsministerin Johanna Wanka verwies darauf, dass laut Bildungsbericht der Abstand zwischen Schülern mit und ohne Migrationshintergrund in den vergangenen Jahren abgenommen habe. Mit Blick auf die Flüchtlinge kündigte sie an, die Maßnahmen zur Integration würden ausgebaut. Ökonomen sind sich uneins, welche Wirkung die Investitionen haben. Manche Volkswirte verweisen darauf, dass die Ausgaben eine Art Konjunkturprogramm seien, weil die zugezogenen Menschen ebenso konsumierten und als Arbeitskräfte auch Steuern zahlten. Andere Experten sehen dies skeptisch und erwarten, dass eine Mehrheit der Immigranten nur gering ausgebildet werde und in der Arbeitslosigkeit lande.

Nach der Studie zählen ausländische Kinder nach wie vor überdurchschnittlich häufig zu den Verlierern im Schulwesen. Demnach erlangen ausländische Jugendliche mehr als doppelt so häufig wie ihre deutschen Mitschüler keinen Hauptschulabschluss. Dreimal seltener als Deutsche schaffen sie die Hochschulreife. Auch in der Berufsausbildung ist die Abbrecherquote 50 Prozent größer als die der Deutschen.

Nach der Bestandsaufnahme haben es auch deutsche Schüler mit Eltern ausländischer Herkunft nicht leicht. Sie sind in Haupt- oder Realschulen im Vergleich zu Gymnasien deutlich überrepräsentiert. Allerdings liegt dies laut Studie nicht hauptsächlich an dem Migrationshintergrund, sondern an den vergleichsweise begrenzten sozialen Verhältnissen der Eltern. Hier spielen Lebensverhältnisse an der Grenze zur Armut oder geringe Bildung von Mutter und Vater eine große Rolle.

Bei ähnlicher sozialer Herkunft sind die Anteile an den Bildungswegen bei Kindern mit und ohne Migrationshintergrund dagegen vergleichbar groß. Vor diesem Hintergrund waren sich Wanka und die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, die Bremer Senatorin Claudia Bogedan, einig: "Chancengleichheit ist und bleibt unser zentrales bildungspolitisches Ziel."

Schlüsselqualifikation für eine erfolgreiche Schulkarriere ist der Studie zufolge die Beherrschung der deutschen Sprache. Deswegen spiele Sprachunterricht in der frühkindlichen Bildung eine zentrale Rolle. Allerdings hätten es viele Kinder, bei denen zu Hause nicht deutsch gesprochen werde, im Kindergarten schwer. Grund sei, dass über ein Drittel der Kinder aus Elternhäusern, in denen nicht deutsch gesprochen werde, in Kindergärten gehe, in denen die Mehrheit der Kinder auch kein Deutsch zu Hause spreche. In Ballungsgebieten geht demnach sogar jedes zweite Kind in einen Kindergarten, in dem die Mehrheit der Eltern dieser Vorschulkinder kein Deutsch beherrscht.

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