Flüchtlingspolitik Innenministerium will abgelehnte Asylbewerber effektiver abschieben

Das Bundesinnenministerium hat die Maßnahmen für beschleunigte Abschiebungen abgelehnter Asylbewerber überarbeitet und den Bundesländern unterbreitet.

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„No-name-Buchungen“ sollen bei Abschiebeflügen sicherstellen, dass Plätze an Bord nicht unbesetzt bleiben, wenn ein Flüchtling vor seiner Abschiebung untertaucht. Quelle: dpa

Berlin Das Bundesinnenministerium hat den Bundesländern Vorschläge für beschleunigte Abschiebungen abgelehnter Asylbewerber unterbreitet. Die Maßnahmen sollten dazu dienen, die Menschen noch schneller und einfacher als bisher in das für das Asylverfahren zuständige EU-Land zu überstellen, wo sie ihr Asylverfahren betreiben könnten, teilte das Ministerium am Sonntag in Berlin mit. Es gehe um acht Themenbereiche. Auch gesetzliche Anpassungen seien denkbar.

Über einen Fünf-Punkte-Plan zu dem Thema hatte zuerst die „Bild am Sonntag“ berichtet. Ein Ministeriumssprecher hatte auf Anfrage zunächst erklärt, ein solches Papier sei im Ministerium nicht bekannt. Am Nachmittag hieß es dann allerdings, das Ministerium habe den Bundesländern Vorschläge „für Maßnahmen zur Beschleunigung und Erleichterung des Dublin-Verfahrens“ gemacht. Der Auftrag resultiere aus dem Beschluss des Koalitionsausschusses vom 5. Juli.

Konkret wird den Ländern eine nächtliche Meldepflicht für Ausreisepflichtige vorgeschlagen, wenn diese Gemeinschaftsunterkünfte verlassen. Bei Verstößen könne Haft angeordnet werden, „sofern die Umstände des Einzelfalls hierdurch Fluchtgefahr annehmen lassen“. Weiter hieß es, in Aufnahme- und Rückführungszentren sollten Flüchtlinge ihre Post nur noch mit einer Chipkarte abholen können. Bescheide sollten so tagesaktuell zugestellt werden können, ein Untertauchen solle entsprechend zügig festgestellt werden können. In Dresden gebe es schon ein solches System.

Zudem sollten „No-name-Buchungen“ bei Abschiebeflügen sicherstellen, dass Plätze an Bord nicht unbesetzt blieben, wenn ein Flüchtling vor seiner Abschiebung untertauche. In den Gemeinschaftsunterkünften sollten ferner Ärzte fest angestellt werden. Schließlich sei eine bundesweite Online-Überstellungsplattform geplant, auf die alle beteiligten Behörden Zugriff hätten.

Der Ministeriumssprecher betonte, „in Kürze“ werde ein Gesetzentwurf vorgelegt, der Regelungen zu Ausreisepflichten und zur Durchsetzung von Abschiebungen enthalte. Die von der Zeitung genannten Punkte seien aber nicht Gegenstand des Entwurfes mit dem Titel „Zweites Gesetz zur besseren Durchsetzung der Ausreisepflicht“.

Wie die „Bild am Sonntag“ ferner berichtete, wurden in den ersten zehn Monaten dieses Jahres 29 790 Wiedereinreisesperren gegen abgeschobene und kriminelle Flüchtlinge verhängt. Im Gesamtjahr 2017 seien es 39 160 Sperren gewesen. Der Ministeriumssprecher bestätigte diese Zahlen.

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