Flughafen-Eröffnung „Der Berliner Senat hat nichts aus der BER-Misere gelernt“

Daniela Kluckert sitzt seit 2017 für die FDP im Bundestag und ist stellvertretende Vorsitzende des Verkehrsausschusses. Quelle: imago images

Ende Oktober soll der Berliner Flughafen BER eröffnet werden. Endlich. Daniela Kluckert, FDP-Politikerin und Vize-Vorsitzende des Verkehrsausschusses des Bundestags, glaubt nicht, dass die Berliner Stadtverwaltung für künftige Großprojekte besser aufgestellt ist.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Alle aktuellen WiWo-Artikel lesen Sie hier.

WirtschaftsWoche: Frau Kluckert, am 31. Oktober soll der Flughafen BER endlich eröffnet werden. Neun Jahre nach dem ursprünglich geplanten Termin. Glauben Sie, dass es jetzt auch wirklich losgeht?
Daniela Kluckert: Wie jede Berlinerin bin ich bei diesem Thema skeptisch und glaube erst daran, wenn der Flughafen wirklich eröffnet ist. Aber ich hoffe sehr, dass der Termin dieses Mal eingehalten wird.

Was kann die Politik aus dem BER-Desaster für künftige Großprojekte lernen?
Der Staat ist nicht der bessere Unternehmer. Unternehmer sind die besseren Bauunternehmer. Der Staat darf bei einem solchen Projekt nicht wie hier in die Rolle eines Generalunternehmers schlüpfen und selbst planen und bauen. Beim Bau des BER musste sich die öffentliche Hand mit den kleinsten Details befassen. Das ist einfach kontraproduktiv.

Was kann man sonst noch für Schlüsse für die Zukunft ziehen?
Die drei Eigner des BER – die Länder Berlin und Brandenburg sowie der Bund – haben während des Bauprozess hier immer wieder Änderungen verlangt hat, die politisch motiviert waren. Dafür mussten Aufträge neu ausgeschrieben oder Planungen neu verfasst werden. Das wiederum hat natürlich die Kosten und Planungszeiten weiter in die Höhe getrieben. Außerdem konnte man sehen, dass Städte von der Größe Berlins gut beraten sind, Erfahrungen und Wissen im Management von Großprojekten vorzuhalten. Da muss die Verwaltung besser aufgestellt werden.


Das interessiert WiWo-Leser heute besonders


Douglas ist kein Einzelfall

So schummels sich Ikea, Karstadt & Co. am Lockdown vorbei


„Doppelt so lang schwätzen, halb so viel verdienen“

Warum VW-Händler keine E-Autos verkaufen wollen


Curevac-Gründer Ingmar Hoerr

„Ich dachte, der KGB hätte mich entführt“


Was heute wichtig ist, lesen Sie hier



Machen andere Städte das besser?
Ja, absolut. In München zum Beispiel gibt es in der Stadtverwaltung ein Referat, das nur für Großprojekte zuständig ist. Das arbeitet auch weiter, wenn gerade mal keine neuen Großprojekte unmittelbar anstehen. So geht notwendiges Wissen nicht verloren. Daran sollte sich Berlin ein Beispiel nehmen.

Hat die Berliner Stadtregierung denn aus Ihrer Sicht die richtigen Schlüsse aus dem BER-Desaster gezogen?
Nein, der Berliner Senat hat nichts aus der BER-Misere gelernt. Schlimmer noch: Er geht den Weg der Verstaatlichung immer weiter. Das sehen wir in der Verkehrspolitik, aber auch in anderen Bereichen wie etwa beim Bauen und im Energiesektor.

Mehr zum Thema: Der neue BER genannte Hauptstadt-Airport darf nun Ende Oktober eröffnen. Exklusive Satellitenbilder zeigen die Geschichte vom DDR-Landeplatz bis heute.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%