Flut-Spenden „Unterversicherten die Existenz zu retten, ist nicht ungerecht“

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„Eine Datenbank verhindert, dass jemand jemand zum gleichen Sachverhalt mehrere Anträge stellt“

Was ist, wenn jemand sein Haus direkt an Ahr oder Erft wieder aufbauen möchte – mit dem Risiko, dass das nächste Hochwasser wieder alles zerstört?
Da orientieren wir uns ganz klar daran, was Baubehörden genehmigen und was der Staat an Bauregularien vorgibt.

Was tun die Hilfsorganisationen bei der Auszahlung von Spenden gegen möglichen Missbrauch?
Länder, Gemeinden und Hilfsorganisationen tragen ihre Antrags- und Auszahlungsdaten in die zentrale Datenbank Phönix ein, die sich schon bei den Hochwassern 2002 und 2013 bewährt hat. Spätestens dort fällt auf, wenn jemand mehrere Anträge zur gleichen Sache stellt. Die zur Verfügung stehenden Gelder sind dafür gedacht, dass Flutopfer Soforthilfe bekommen und später Wiederaufbau- und Einrichtungshilfe bei der Reparatur und neuen Möblierung ihrer Häuser beantragen können. Dass jemand mehrere Anträge zum gleichen Sachverhalt bei verschiedenen Organisationen stellt, wird dadurch vermieden.

Wie viele Anträge auf Hilfe wurden bei den Maltesern bis jetzt gestellt?
Mehrere tausend, und die wollen erst einmal bearbeitet werden. Für eine detailliertere Zwischenbilanz ist es allerdings Stand Ende August noch zu früh. Erst jetzt können viele Menschen, die bisher im Schlamm standen und Dreck und Feuchtigkeit aus ihren Häusern und Wohnungen rauskriegen mussten, über Anträge nachdenken. Auch die Gemeindeverwaltungen kommen jetzt in die Routine der Verwaltungsarbeit, wo betroffene Personen registriert, Schäden erfasst und Listen erstellt werden.



Wo genau leisten Sie Hilfe?
Im Flutgebiet sind die Malteser in über 20 Orten sowohl in Rheinland Pfalz als auch in Nordrhein-Westfalen im Einsatz.

Wie hoch sind die Spendensummen, die Sie dort einsetzen können?
Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir im Rahmen der Fluthilfe von einem Spendeneingang von 30 bis 35 Millionen Euro aus inklusive aller Programme wie z.B. „Aktion Deutschland hilft“, die wir Malteser für Soforthilfe und Wiederaufbaumaßnahmen, einschließlich notwendiger Übergangsunterbringung, einsetzen können.

Wie lange dauert es, bis ein so großes Katastrophenereignis aus Sicht der Hilfsorganisation finanziell abgewickelt ist?
Die Wiederaufbauphase kann einige Zeit in Anspruch nehmen. In manchen Fällen brauchen die Entscheidungsprozesse Zeit, ob zum Beispiel Gebäude erhalten werden können oder neugebaut werden müssen, ob Baugenehmigungen erteilt werden oder ob alles mit den Versicherungen geklärt ist. In Einzelfällen kann es sich daher leider auch hinziehen. Zu schnell darf es auch nicht gehen. Bei der Flut 2013 wurden manche Häuser in Selbsthilfeaktionen schnell renoviert, aber dann stellte der Sachverständige später fest, dass die Schäden letztendlich doch den Abriss des Gebäudes notwendig machten. 

„Wir dürfen mit Spenden keine Gewerbebetriebe oder Unternehmen unterstützen“

Im Ahrtal sind auch viele Winzerbetriebe betroffen, und vom Weinbau lebt in der Region der Tourismus. Wird auch da mit Spendengeldern geholfen?
Spendengelder dürfen nur gemeinnützig verwendet werden, das heißt, wir dürfen keine Gewerbebetriebe oder Unternehmen unterstützen, sondern helfen den Privathaushalten und sozialen Einrichtungen. Die Erlasse der Finanzministerien zur Hochwasserhilfe stellen das auch noch einmal ganz klar. Unternehmen und Betriebe werden durch die Bundes- und Landeshilfen unterstützt.

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 Was heute noch wichtig ist, lesen Sie hier

Bekommen staatliche Schulen oder kommunale Kindergärten Zuwendungen aus dem Spendentopf?
Nein, staatliche oder kommunale Einrichtungen nicht, aber soziale Einrichtungen wie beispielsweise Kindertagesstätten in privater oder freigemeinnütziger Trägerschaft. Wir wollen aus Spenden keine staatlichen Zahlungsverpflichtungen substituieren.

Mehr zum Thema: Nach der Flut in Eifel und Ahrtal blieben in den Überschwemmungsgebieten Millionen Liter von mit Chemikalien, Öl oder Fäkalien verdrecktem Abwasser zurück. Sie zu entgiften, ist eine Mammutaufgabe. So läuft der Kampf gegen die giftige Flut.

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