Folgen des Brexit Merkel will wirtschaftliche Reibungsverluste minimieren

Die Bundeskanzlerin glaubt auch nach dem britischen EU-Austritt an starke wirtschaftliche Beziehungen, pocht aber auf die vier Grundfreiheiten. Großbritannien will Unternehmen mit Anreizen vom Bleiben überzeugen.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel hat für die zukünftige wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen der EU und Großbritannien klare Vorstellungen. So sei die Einhaltung der vier Grundfreiheiten auch dann eine Bedingung für den freien Zugang zum Binnenmarkt, wenn die Briten nicht mehr Teil der EU seien. Quelle: AFP

Berlin Bundeskanzlerin Angela Merkel will die Kosten des britischen EU-Austritts für die Wirtschaft möglichst minimieren. Sie macht aber die Einhaltung der vier Grundfreiheiten weiter zur Bedingung für einen freien Zugang der Briten zum EU-Binnenmarkt. Es gebe zwei Aspekte bei den Verhandlungen mit der Regierung in London, sagte Merkel am Mittwoch bei der Entgegennahme des Sachverständigengutachtens in Berlin.

Einerseits werde die EU auf die vier Grundfreiheiten der Union (Freizügigkeit für Arbeitnehmer, Kapital, Dienstleistungen und Güter) pochen, sagte die Kanzlerin. „Das wird auch die Grundlage sein, auf der wir die Verhandlungen führen.“

Gleichzeitig dürften aber „auch für die Wirtschaft möglichst wenig Reibungsverluste entstehen, denn Großbritannien ist ein wesentlicher Handelspartner“. Den Ton für die Verhandlungen setze allerdings die britische Regierung, wenn sie ihren Austrittsantrag stellen. Dann muss die britische Regierung sagen, welches Verhältnis sie zur EU anstrebe.

Experten gehen davon aus, dass vor allem die britische Wirtschaft nach einem EU-Austritt des Landes Schaden nehmen werde. Die US-Ratingagentur Moody's hat bereits damit gedroht, dass sie die Bonitätsbewertung Großbritanniens senken werde, falls der Zugang zum Binnenmarkt verloren gehen sollte.

Auch für britische Banken wäre der Verlust des sogenannten EU-Passes für das freie Agieren auf dem EU-Binnenmarkt schlecht für das eigene Rating, dies wäre wohl aber zu bewältigen.

Die britische Regierung hat allerdings bereits angedeutet, dass sie Unternehmen mit Anreizen auf alle Fälle auf der Insel halten will. Wirtschaftsstaatssekretär Greg Clark sagte am Wochenende, man hoffe, dass Autohersteller in Großbritannien auch nach einem EU-Austritt weiter freien Zugang zum Binnenmarkt haben würden.

Sollte das Land keinen Freihandel mit der EU mehr betreiben, könnten Importwagen aus Großbritannien mit einem Zollsatz von zehn Prozent belegt werden, was sie für europäische Kunden teurer machen würde.

Gerätselt wird deshalb, was genau die britische Regierung dem japanischen Autohersteller Nissan für weitere Investitionen im Land versprochen hat. Vergangene Woche hatte das Unternehmen mitgeteilt, man werde weitere Modelle in Großbritannien bauen. Noch im September erklärte der Autobauer, man werde sich nur weiter in Großbritannien engagieren, falls die britische Regierung für möglicherweise anfallende Zölle für Ausfuhren in die EU nach einem Brexit eine Entschädigung zahle.

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