Forderung von CDU-Politikern Jeder soll sich seine Arbeitszeit frei einteilen können

Immer online und nahezu rund um die Uhr erreichbar. Wir brauchen dringend Arbeitszeitmodelle, die dem Arbeitnehmer die Freiheit geben selbst zu wählen, wie viel er arbeiten möchte.

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Wie und wo wir arbeiten, könnte sich im Zuge der Digitalisierung deutlich flexibler gestalten. Quelle: dpa

Das Frühlingswetter ist sonnig und der Blick in den Kalender verrät der Angestellten, dass am Nachmittag keine festen Termine vereinbart sind. Was spräche dagegen, die ersten Sonnenstrahlen im Freien zu genießen und die Ausarbeitung des Exposés, die für den Nachmittag geplant war, einfach in die Abendstunden zu verschieben? Das deutsche Arbeitsrecht spielt hier nicht mit! Würde die Mitarbeiterin den Abend bis 23 Uhr nutzen, dürfte sie am nächsten Vormittag erst um 10 Uhr wieder mit der Arbeit beginnen.

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Ähnlich ergeht es dem jungen Familienvater, der als Marketingmanager einer Agentur gerne einige Tage zu Hause arbeiten möchte. Sein Notebook hat er sowieso immer dabei und an seinem Küchentisch fühlt er sich noch kreativer und kann gleichzeitig für seine Familie ansprechbar sein. Sein Arbeitgeber sieht sich aber nicht in der Lage, die Investition in einen Telearbeitsplatz zu stemmen, da dazu umfangreiche Arbeitsschutzvorschriften erfüllt werden müssen.

Die beiden abstrakten Beispiele, die es so oder so ähnlich zu tausenden geben mag, zeigen den Widerspruch zwischen der digitalen Realität und der gesetzlichen Wirklichkeit auf. Das Arbeitsgesetz – mit seinen zum Teil jahrzehntealten Bestimmungen – passt nicht in allen Wirtschaftsbereichen in eine Zeit, in der die Beschäftigten gerne flexibler die Vorteile neuer Kommunikationstechnologien nutzen wollen. Umgekehrt fällt es den Unternehmen schwer, aufgrund der strikten Bestimmungen, ihren Arbeitnehmern attraktive Angebote zu machen und damit in einen Wettbewerb um die besten Fachkräfte einzutreten.

Das Arbeitsleben der Deutschen in Zahlen
Neben Österreich sind die Deutschen die „Frühaufsteher-Nation“. Quelle: obs
Ein Berufspendler geht am Donnerstag (29.06.2006) auf dem Weg zur Arbeit über eine Straßenkreuzung in Düsseldorf. Quelle: dpa
Laut der Studie der Michael Page Group nutzen sieben von zehn Arbeitnehmern in Deutschland das Auto oder das Motorrad, um zur Arbeit zu kommen Quelle: dpa
Kaffee trinken zwei Drittel (66 Prozent) der Angestellten in Deutschland auf der Arbeit bereits vor 8:30 Uhr. Quelle: dpa
Studenten arbeiten am Rande des "Großrechner-Gipfels" am Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam an ihren Laptops Quelle: ZB
Das Symbol "Neue E-Mail-Nachricht" wird auf einem Computer Monitor angezeigt. Quelle: dpa
Menschen in einem Meeting telefonieren Quelle: Fotolia

Nicht jeder Angestellte möchte die totale Freiheit, nicht jeder möchte von zu Hause arbeiten, aber die Möglichkeiten dazu sollte es doch geben. Im Gegensatz zur SPD geht es in unseren Vorschlägen nicht darum, die Unternehmen zu etwas zu verpflichten („Recht auf Heimarbeit“). Vielmehr fordern wir, die Regulierung drastisch zu reduzieren und wieder mehr Gestaltungsfreiheit den Arbeitnehmern und Unternehmern zu überlassen. Schon heute befinden wir uns in einem Angebotsmarkt für Fachkräfte, d.h. die Qualifizierten wechseln zu den Unternehmen, die die attraktivsten Angebote machen. Dank digitaler Plattformen werden künftig immer mehr Menschen in der Lage sein, ihre Arbeitskraft flexibel anzubieten.

Mehr Flexibilität trotz Höchststundenzahl

Eine digitale Welt baut nicht mehr auf unbefristete Angestelltenverhältnisse, sondern darauf, dass Mitarbeiter ihre Kompetenzen gezielt dort einbringen, wo sie am dringendsten gebraucht werden. Dies führt insgesamt zu einer höheren Zufriedenheit auf Seiten der Mitarbeiter und gleichzeitig zu einer besseren Leistung für die Unternehmen. Es sollte über Arbeitszeitmodelle nachgedacht werden, die dem Arbeitnehmer die Freiheit geben selbst zu wählen, wie viel er arbeiten möchte. Natürlich weiterhin mit einer Höchststundenzahl im Monat, aber eben mit mehr Flexibilität. Nur dadurch kann die Digitalisierung der Arbeitsprozesse vernünftig abgebildet und die Bundesrepublik Deutschland als Wirtschaftsstandort zukunftsfähig bleiben.

Homeoffice: 10 Regeln für Arbeitgeber

Das muss die Politik nicht steuern, sondern sie sollte vielmehr auf die Kräfte des freien Marktes vertrauen, sofern dieser positive Rahmenbedingungen zum Beispiel im Arbeitszeitgesetz vorfindet. Die Herausforderung der Politik besteht also darin, die gering Qualifizierten in diesem System weiterzubilden, sodass sie mit ausreichend digitaler Kompetenz in der Arbeitswelt von Morgen bestehen können. Damit sind sie in der Lage, sich von einfachen Arbeiten der so genannten „Clickworker“ aus Entwicklungsländern zu differenzieren. Unsere Gesellschaft profitiert seit vielen Jahrzehnten von dieser wohlfahrtssteigernden internationalen Arbeitsteilung, das ist auch in der digitalen Ökonomie möglich, sofern es unserem Staat gelingt, beste Voraussetzung für Qualifizierung und Weiterbildung zu schaffen.

Letztendlich ist es die Verantwortung einer zukunftsorientierten Politik in die digitale Kompetenz aller Bürgerinnen und Bürger zu investieren und diese fit für die digitale Arbeitswelt zu machen. Höhere Komplexität kann nur durch bessere Bildung kompensiert werden. Politik muss noch viel stärker ein ganzheitliches Bildungsprogramm zum Aufbau digitaler Kompetenz entwickeln, das unabhängig allen im notwendigen Maße zugänglich gemacht wird. Dazu zählt das Erlernen vom bewussten Umgang mit den neuen Medien im Kindergarten und das verpflichtende Unterrichten von Programmiersprachen in der Schule ebenso, wie das Ausbildungs- und Studienfach zu „disruptiver Innovation“. Auch in der Weiterbildung sollte die digitale Kompetenz zum zentralen Element werden und die Bürgerinnen und Bürger Anreize zu gezielter Weiterbildung erhalten. Nur so kann Deutschland mit den besten ausgebildeten Fachkräften seinen Wohlstand in einer digitalen globalisierten Ökonomie erfolgreich verteidigen.

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