Forum der Freiheit Warum ich gerade jetzt der FDP beitrete

Seite 2/3

Der 22. September 2013

"Die bitterste Stunde für die Liberalen seit vielen Jahrzehnten"
Der nordrhein-westfälische FDP-Vorsitzende Christian Lindner sprach nach dem Ausgang der Bundestagswahl am Sonntagabend von der „bittersten Stunde für die Liberalen seit vielen Jahrzehnten“. Man habe in der Öffentlichkeit nicht überzeugt. „Da kann es ja überhaupt keinen Zweifel daran geben.“ Die FDP schafft es nach der ersten Hochrechnung nicht mehr in den Bundestag. Auf die Frage, ob die Partei jetzt auseinanderbricht, sagte Lindner, es gebe ausreichend liberales Wählerpotenzial. Das gelte es jetzt abzurufen. Quelle: dpa
Der Kieler FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki kritisierte die Wahlkampfstrategie seiner Partei. „Ich finde das eine beachtliche Leistung, dass man mit fünf Ministern der größten Bundestagsfraktion aller Zeiten innerhalb von vier Jahren die FDP von 14,6 auf 5 Prozent oder darunter bringt“, sagte Kubicki am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa. „Eine ordentliche Wahlkampfstrategie mit einem souveränen Auftreten sieht anders aus.“ Quelle: dpa
Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel hat sich hocherfreut über das Ergebnis der Union bei der Bundestagswahl gezeigt. „Das ist ein Superergebnis“, sagte die strahlende CDU-Chefin unter dem Jubel ihrer Anhänger. „Wir werden damit verantwortungsvoll und sorgsam umgehen.“ Neben den CDU-Mitgliedern bedankte sich Merkel besonders bei der CSU und ihrem Vorsitzenden Horst Seehofer vor die Unterstützung. Quelle: dpa
Unionsfraktionschef Volker Kauder sagte in der ARD: „Wir haben einen klaren Auftrag der Wähler, die Regierung zu bilden.“ Das Ergebnis zeige, dass die Wähler wollten, dass Angela Merkel Kanzlerin bleibe. Die Union freue sich riesig. Ein Ergebnis von weit mehr als 40 Prozent habe man für eine Volkspartei schon gar nicht mehr für erreichbar gehalten. Quelle: dapd
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat sich begeistert vom Wahlerfolg der Union gezeigt. „Das ist fantastisch. So deutlich über 40 Prozent, das haben wir seit über 20 Jahren nicht geschafft“, sagte die stellvertretende CDU-Vorsitzende in der ARD. „Wir hoffen sehr für die FDP, dass die Zahlen im Laufe des Abends noch steigen.“ Zu einer möglichen großen Koalition mit der SPD wollte sich von der Leyen nicht äußern. „Deutschland muss stark bleiben in Europa, das ist das Motto des Abends“, sagte sie. Quelle: dpa
SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles wollte nach dem Ausgang der Bundestagswahl am Sonntagabend in einer ersten Reaktion keine Koalitionsaussage treffen. Dies werde zuerst in den Gremien besprochen. Man habe sich sicherlich einen höheren Zuwachs gewünscht, sagte sie im ZDF. Nun sei die Gewinnerin der Wahl gefragt, CDU-Vorsitzende Kanzlerin Angela Merkel. Quelle: dpa
CDU-Vize Armin Laschet wertete das Ergebnis als Regierungsauftrag für Kanzlerin Angela Merkel. „Die Deutschen wollen, dass sie vier Jahre weiter regiert“, sagte Laschet, der auch CDU-Chef in Nordrhein-Westfalen ist. Das Ergebnis sei „in erster Linie Anerkennung für die Arbeit von Angela Merkel“. Laschet lobte den zurückhaltenden Kurs der Parteivorsitzenden in den vergangenen Wochen ohne starke Angriffe auf den politischen Gegner: „Der Wahlkampf war richtig, die Themen waren richtig, und die Zukunftsidee war richtig.“ Quelle: dpa

Beigetreten bin ich der FDP genau am Montag nach der Bundestagswahl. Mir war klar, was das Ergebnis bedeutet – nämlich einen personellen Neustart. Ich las am Wahlabend die Häme auf Facebook und Twitter. Und irgendwie wurde mir beim Blick auf das Wahlergebnis bange. Mir war klar, der FDP wird Geld fehlen, es besteht die Gefahr, in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Rein emotional war meine Entscheidung schnell klar: Ich muss da rein!

Und wieder habe ich mich geärgert. Über die vielen undifferenzierten Kommentare, die FDP brauche es nicht. Die CSU holte in Bayern die absolute Mehrheit, die CDU war im Bund kurz davor. In beiden Koalitionen war die FDP an Bord, und sie wurde so dermaßen abgestraft. Ich fand das ungerecht. Die digitale Elite feierte den „Rausschmiss“ der FDP, dabei sprach sich niemand so klar gegen Vorratsdatenspeicherung und kritisch in Sachen NSA aus wie die Liberalen.

Meine Sorgen. Meine Hoffnungen

Wir leben in einer Zeit, in der unsere großen Parteien von der Linken getrieben Angst haben, Wahrheiten anzusprechen. Die Agenda2010 hat uns zukunftsfähig gemacht, öffentlich wird sie in der SPD immer mehr als Fehler bezeichnet. Die CDU ist letztlich Angela Merkel. Ich mag Frau Merkel, ich bewundere ihr Geschick. Aber eine Partei ohne echte Überzeugungen werde ich nie wählen. Auch die jetzige Koalition wird die Themen Steuer-, Renten,- und Gesundheitsreform nicht ernsthaft angehen. Die Grünen meinen, dem Bürger Vorschriften für das gesamte Leben machen zu müssen. Überhaupt zeichnet sich ein Trend in der deutschen Politik ab, die Gesellschaft wieder stärker über staatliche Kontrolle organisieren zu wollen. Das sehe ich mit großer Sorge.

Ich bin sehr glücklich, einem System nicht mehr ausgeliefert zu sein, das meint bestimmen zu können, wie ich leben soll. Und ich möchte keinesfalls, dass der Staat einen stärkeren Einfluss auf die Zukunft meiner Kinder hat als ich mit freien Entscheidungen.

Was erwarte ich mir nun von der FDP? Ganz kurz: Mitte und Profil!

Mitte und Mut. Unsere politischen Diskussionen sind geprägt von Diskussionen um HartzIV Bezieher und Top-Manager. Es ist der Linken gut gelungen, dieses Bild einer Gesellschaft zu zeichnen, in der der Großteil aber immer noch jede Woche arbeiten geht, davon ganz gut leben kann, ohne mit dem Porsche umherzufahren. Diese Mitte droht uns in der globalisierten Welt verloren zu gehen. Es muss Programm der FDP sein, nicht nur die Wichtigkeit der Mitte zu betonen, sondern für diese Mitte ein echtes politisches Programm zu bieten. Dazu gehören Programme für Gründer, Abbau von Bürokratie, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, flexible Arbeitsmarkt-Programme. Ich wünsche mir Politik, die mutig und zukunftsgerichtet ist. Nur das ist Politik, die Menschen Mut für die Zukunft macht.

Junge Generationen. Ich erwarte von der FDP, deutlich herauszustellen, wie man die Zukunft für die junge Generation gestalten möchte, auch wenn diese noch nicht wählen kann. Ich erwarte von der FDP, eine klare Haltung zur Gesundheitspolitik mit klaren Vorstellungen zu entwickeln und offensiv zu verkaufen. Ich erwarte von der FDP, keine Angst vor kontroversen Debatten in der Integrationspolitik zu haben.

Integration. Gerade dieser Punkt ist mir sehr wichtig. Jeder Zuwanderer soll in diesem Land die gleichen Chancen haben wie ein in Deutschland geborener Bürger. Ich kenne so viele tolle Menschen aus anderen Kulturen mit unterschiedlichem religiösen Hintergrund. Sie alle bereichern dieses Land. Das ist wichtig für eine freiheitliche Gesellschaft. Aber wenn es Tendenzen gibt, bei denen Religion und kulturelle Einstellung unsere freiheitliche Ordnung bedrohen, dann müssen wir das offen und ohne Angst diskutieren. Unser Hauptthema darf nicht Integration sein. Unser Hauptthema muss eine freiheitliche Gesellschaft sein, in der Integration eine Selbstverständlichkeit ist und in der sich alle über die freiheitlichen Grundlagen dieser Gesellschaft einig sind.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%