
Kohlers Vorschlag, den er jetzt auf einer Siemens-Veranstaltung zur Energiewende in Berlin äußerte, würde einen radikalen Markteingriff bedeuten: Weitere Solaranlagen sollten im Wesentlichen nur noch dort gebaut werden, wo schon leistungsfähige Netze existieren und genügend Abnehmer für Sonnenstrom vorhanden sind. Also zum Beispiel direkt in Berlin und nicht weit draußen auf dem Land in Brandenburg, nannte Kohler als Beispiel. Das sei die einzige Möglichkeit die Netzausbaukosten auf ein verträgliches Maß zu reduzieren. Sie belaufen sich laut Kohler nach gegenwärtigem Stand auf 60 Milliarden Euro bis 2020.
Tatsächlich entstünden aber derzeit viele Solarkraftwerke weit entfernt von den Verbrauchszentren, kritisiert der Dena-Chef. Das aber erzwinge den Bau teurer Übertragungsleitungen. Kohler hält das für ökonomischen Unsinn. Würde die Fotovoltaik vor allem dort wachsen, wo ausreichend Netze und Bedarf da sind, ließe sich ein Teil der Kosten vermeiden. Kohler hofft, dass sich die Politik nach der Bundestagswahl an eine entsprechende Marktregulierung heranwage. „Sonst fliegt uns das System der Ökostrom-Förderung um die Ohren“, warnte er.
Auch der Leiter der Siemens-Konzernforschung Wolfgang Heuring machte sich auf der Veranstaltung für eine Änderung der Förderung nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz EEG stark. Sein Vorstoß: Wer mit seinen Anlagen Solarstrom einspeise, müsse zumindest einen Teil der damit verbundenen Anschlusskosten an das Elektrizitätsnetz selbst tragen. Und sich zudem an den Kosten beteiligen, die entstehen, wenn er keinen Strom liefert. Heute tragen allein die Stromverbraucher diese Kosten, etwa indem sie Netzentgelte zahlen.