Frauen in der Wirtschaft „Die alten Patriarchen werden weniger“

Sarna Röser

Sarna Röser ist eine der wenigen Frauen an der Spitze eines Wirtschaftsverbandes. Was sie von der Quote hält? Nichts. Stattdessen will sie bessere Kitas, Schulen und dass der Staat mehr für Gleichberechtigung tut.

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Sarna Röser, 33, ist Chefin des Verbandes Die jungen Unternehmer, Mitglied der Geschäftsleitung der Röser FAM GmbH & Co. KG und Start-up-Gründerin.

WirtschaftsWoche: Frau Röser, Sie sind gegen eine gesetzliche Frauenquote. Warum?
Sarna Röser: Weil ich – so wie viele andere Frauen im Übrigen auch – nach meinem Können beurteilt werden möchte. Und nach nichts anderem.

Sind Sie denn für mehr Frauen an der Spitze von Wirtschaftsverbänden? Bei BDI, BDA und DIHK wurden gerade wieder nur Männer gekürt. 
Selbstverständlich bin ich dafür. Auch ich möchte mehr Frauen an den Toppositionen, denn Vielfalt ist ein Erfolgsfaktor.

Aber ohne den Druck einer Quote?
Ja, weil ich eine Quote für falsch und letztlich auch für eine Beruhigungspille halte. Statt um das Wie sollten wir uns mehr um das Warum kümmern: So lange sich die Rahmenbedingungen nicht ändern, sich Familie und Beruf nicht endlich reibungslos vereinbaren lassen, hilft uns auch keine Quote, die unsere Freiheiten als Unternehmer bei der Besetzung des Managements beschneidet.


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Nun gibt es viele Befürworter, die sagen: Ich habe auch lange gedacht, es ginge ohne, aber dann ist einfach zu wenig passiert.
Nochmal: Wir müssen an die Wurzel des Übels ran. Ohne flexible Kitaöffnungszeiten, gute Ganztagsschulen, ohne Männer, die auch mal länger Elternzeit nehmen als zwei Monate, wird uns kein gesetzlicher Zwang helfen. Wir müssen auch über Führung in Teilzeit oder Doppelspitzen sprechen, über Präsenzkultur. Nur so wird es wirklich etwas mit Gleichberechtigung in der Wirtschaft.

Die Politik ist da mit einer Kanzlerin und vielen Bundesministerinnen weiter.
Halt! Auch da gilt: Schlüsselministerien, wie das Finanz- und Wirtschaftsressort oder das Auswärtige Amt waren bisher immer für Männer reserviert. Da ist noch Luft nach oben. Und die Gleichberechtigungs-Performance in den Führungsriegen staatlicher Unternehmen ist ebenfalls extrem bescheiden. Man kann auf die mangelnde Präsenz von Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten zeigen, aber dann bitte auch auf sich selbst.

Und wie steht es um die Familienunternehmen selbst?
In jedem Fall besser! Die alten Patriarchen werden weniger, die Nachfolge in Familienunternehmen ist weiblicher als früher. Die Zeiten, in denen nur Söhne die Firma übernahmen oder sonst bitte ein externer Manager – die sind definitiv vorbei.

Mehr zum Thema: Die großen Berliner Wirtschaftsverbände bekommen neue Chefs – allesamt Männer. Dabei ginge es zeitgemäßer.


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