Frauke Petry AfD-Mitglieder an Clausnitz-Protesten beteiligt

Erst sorgt für Aufsehen, dass ein AfD-Mitglied Leiter der Flüchtlingsunterkunft im sächsischen Clausnitz ist, gegen das lautstark gepöbelt wurde. Jetzt räumt die Partei ein, dass Mitglieder den Mob unterstützt haben.

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Nicht immer folgen die AfD-Mitglieder der Linie ihrer Parteivorsitzenden Frauke Petry. Quelle: Reuters

Berlin Die Bundesvorsitzende der rechtskonservativen AfD, Frauke Petry, hat eingeräumt, dass an der fremdenfeindlichen Protestaktion im sächsischen Clausnitz auch AfD-Mitglieder beteiligt waren. „Es ärgert mich, dass so etwas in Sachsen passiert, zumal wenn eigene Mitglieder beteiligt sind. Ich weise aber Gerüchte zurück, dass AfD-Mitglieder dies organisiert haben“, sagte Petry am Montagabend in einer Sendung des Fernsehsenders Phoenix.

„Wir glauben, dass Protest notwendig ist, aber nicht gegen Personen, die nach Deutschland einreisen, sondern gegen diejenigen, die diese Migrationspolitik zu verantworten haben“, bemerkte Petry, die auch AfD-Landes- und Fraktionschefin in Sachsen ist. Kaum ein Bürger verstehe noch die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung.
In Clausnitz hatte am Donnerstagabend eine pöbelnde Menschenmenge einen ankommenden Bus mit Flüchtlingen blockiert und „Wir sind das Volk“ skandiert. Zudem gibt es Vorwürfe gegen die Polizei wegen eines rüden Vorgehens gegen Zuwanderer.

Vor Petrys Eingeständnis war bereits bekannt geworden, dass der inzwischen abgezogene Leiter des Flüchtlingsheims im sächsischen Clausnitz AfD-Mitglied ist. Sein Bruder gehört nach Informationen des MDR-Magazins „Exakt“ zu den Organisatoren der „Protestaktion“. „Wenn das stimmen sollte, oh, das ist aber übel“, sagte Jörg Meuthen, Co-Chef der Bundespartei und Spitzenkandidat für die Landtagswahl in Baden-Württemberg am 13. März. Er und Petry hatten schon vor Monaten die Parole ausgegeben: „Wir haben vor den Unterkünften nichts zu suchen. Unser Protest muss vor dem Kanzleramt stattfinden.“ Doch nicht alle AfD-ler folgen ihnen.

Die AfD balanciert in diesen Tagen auf einem schmalen Grat. Denn vieles, was im Osten noch geht, ist im Westen ein Tabubruch. Was in Magdeburg als markiger Spruch wider die politische Korrektheit geschätzt wird, kann im Schwabenland christlich-konservative Wähler vergrätzen. Dennoch gibt es in einem Punkt keine zwei Meinungen: Dass die AfD jetzt Kurs nimmt auf drei weitere Landtage, hat vor allem mit ihren Parolen gegen das „Asylchaos“ der Bundesregierung zu tun.

Im Südwesten kann Meuthen auf rund zehn Prozent hoffen. Aktuelle Umfragen sehen die AfD in Rheinland-Pfalz bei gut acht Prozent. In Sachsen-Anhalt sehen die Meinungsforscher die Anti-Asyl-Partei momentan sogar bei 17 Prozent, und damit in etwa gleichauf mit der SPD.

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