Freytags-Frage

Wann und wie sollten Managergehälter gedeckelt werden?

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Befeuerung der Neiddebatte trifft Kern nicht

Es gibt einiges zu tun. Die Diskussion über eine Gehaltsbeschränkung hingegen sorgt regelmäßig für Verdruss, weil sie erstens den Neid auf die Reichen schürt und ihren Wohlstand erst in den Fokus rückt. Verteilungsfragen sind wichtig. Allerdings ist es wohl dringlicher, Arbeit und Wohlstand für alle zu sichern als wütend zu werden, wenn ein Manager auf seiner Yacht gefilmt wird. Gerade der Kanzlerkandidat Schulz sollte diese Neiddebatte eher mäßigen als zu befeuern. Zweitens ist es allzu billig, immerfort von den überbezahlten „Nieten in Nadelstreifen“ zu schwadronieren. Politiker, die diese Diskussion befeuern, dürfen sich nicht wundern, wenn sie in den gleichen Topf geworfen werden – Elitenverachtung wäre dann selbstgemacht. Drittens bleibt offen, wie die Gesellschaft die enormen Einkommen der Fußballspieler („Nieten in Sporthosen“?) und Schlagersternchen („Nieten in Paillettenkleidern“?) umgeht. Interessanterweise wird darüber nie gesprochen. Brot und Spiele?

Insofern wäre es doch viel zielführender, auf die Anreizwirkungen von guten Regeln im Aktienrecht als auf eine billige Polemik und auf Einzelfalldiskussionen zu setzen – zumal der Auslöser, aber nicht die Ursache, der jüngsten Debatte der Vorstand des semi-staatlichen Volkswagenkonzerns ist. Der Eigentümer, das Land Niedersachsen, hätte hier mit maßvollen Vorstandsgehältern vorangehen können, tat es aber nicht.

Es gibt allerdings ein gutes Argument bzw. einen klaren Fall für Gehaltsbeschränkungen für Vorstände. Immer dann, wenn ein Unternehmen staatliche Subventionen erhält, zur Erinnerung: in der Summe sind es in 2015 knapp 170 Mrd. Euro gewesen. Ein Unternehmen, das Subventionen braucht, kann schlecht argumentieren, es müsse enorme Gehälter zahlen. Mit besseren Managern braucht es vielleicht keine Subventionen. In diesem Fall spricht alles dafür, das Gehalt der Vorstände bei 500.000 Euro zu deckeln. So hat es die Bundesregierung mit der Commerzbank AG vorgemacht. Kandidaten gibt es eine Menge: die Deutsche Bahn, sämtliche Lebensmittelproduzenten, alle Empfänger von Ansiedlungsprämien, um nur einige zu nennen. Vermutlich wäre diese Regel in jeder Hinsicht segensreich: Sie förderte Gerechtigkeit und trüge zum Subventionsabbau bei, was Spielräume für Bildungsausgaben und Investitionen eröffnet.

Anstatt unsinnigem Populismus zu huldigen, sollte die SPD die wahren Probleme angehen.

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