Freytags-Frage

Warum riskiert der Wirtschaftsminister die Zukunft unserer Kinder?

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Das Päppeln der Rentner

Vor diesem Hintergrund sind beide Vorstöße als nicht nachhaltig im ökonomischen und sozialen Sinne zu bezeichnen; von daher richten sie sich – ob gewollt oder ungewollt – gegen die Jugend. Was treibt den Minister dazu, die Zukunft so leichtfertig aufs Spiel zu setzen?

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Nun könnte man es sich leicht machen und argumentieren, der Minister sei eben kein Fachmann und wüsste es nicht besser. Er verstünde halt weder die Logik der offenen Märkte noch die der Alterssicherung. Das ist natürlich zu einfach und obendrein arrogant. Selbst wenn der Minister kein Fachmann ist, dürfte die ökonomische Logik für ihn keine Geheimwissenschaft darstellen. Außerdem verfügt er über ausgezeichnete Fachleute in seinem Ministerium, die zu befragen ihm möglich sein sollte, wenn er denn wollte. Sei es wie es ist, diese Erklärung dürfte nicht richtig sein.

Wahlkampf ist da schon eher ein Thema; es wirkt so, als wolle der Minister die linken Sozialdemokraten für sich einnehmen und extreme – nicht unbedingt linke – Positionen übernehmen. Das Päppeln der Rentner betreiben die Sozialdemokraten (SPD) schon länger, auf die Angstkarte bei TTIP setzt sie erst seit einigen Monaten.

Besonders überzeugend ist der Vorstoß nicht, zumal der Minister ja das Freihandelsabkommen mit CETA verteidigt, vermutlich weil er glaubt, der Widerstand dagegen sei geringer. Das scheint nicht zu stimmen: Die Vereinfacher von Foodwatch, Pegida, Campact, der Linkspartei, den Grünen und der AfD kämpfen auch gegen CETA. Insofern scheint es eine Verzweiflungstat zu sein, die den Minister trieb, TTIP abzuschreiben.

Er muss sich jetzt schon mit Widerstand auseinandersetzen, so zum Beispiel seitens der Wirtschaftsverbände, der Christdemokraten, der Europäischen Kommission und der amerikanischen Regierung. Leider bleiben die Hauptbetroffenen dieser schwachen Politiken, die Generation der 15-35-jährigen, ruhig. Sie müssten auf die Straße gehen und dem Minister klar machen, dass es um ihre Zukunft geht. Ob es hilft, bleibt unklar: Offenbar wählen die Alten eher die Sozialdemokraten als die Jungen. Hoffentlich hat man im Willy-Brandt-Haus nicht beschlossen, diese Klientel abzuschreiben. Es wäre bitter, wenn das die Erklärung für die Aussagen des Ministers wäre!

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