Auch hierzu bietet die deutsche Umweltpolitik ein anschauliches Beispiel, nämlich die Förderung erneuerbarer Energien seit 2000 durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Dabei wurden sehr unterschiedliche Einzelpreise für jede Art von Strom aus erneuerbaren Quellen für seine Einspeisung ins Netz festgelegt, die sich nach festen Plänen änderten. Die Differenz zwischen den Einspeisungstarifen und den vom Kunden zu zahlenden Strompreisen wird mit der EEG-Umlage für Stromverbraucher ausgeglichen.
Dieses System ist insofern planwirtschaftlich und unwirtschaftlich, als der Gesetzgeber vorschreibt, welche Technologie zu welchem Preis verwendet wird. Besser wäre es gewesen, allen Energieunternehmen eine Quote an erneuerbaren Energien vorzuschreiben, es ihnen aber selbst zu überlassen, mit welcher Technologie sie diese Quote erfüllen wollen. Trotz prominenter Fürsprecher dieser preiswerten Lösung (zum Beispiel die Monopolkommission) war es nicht möglich, die Bundesregierung davon zu überzeugen.
Auch hier verläuft die Diskussion nicht entlang sachlicher Argumente. Vielmehr werden Kritiker des EEG nicht angesehen als ernsthafte Gesprächspartner, denen es auch um die Umweltqualität geht. Wer ökonomisch argumentiert, kann dieser Logik zufolge nur kalt sein und kein ökologisches Bewusstsein haben.
Dies ist genauso unlogisch wie grundfalsch. Immer dann, wenn eine Diskussion nur noch mit Glaubenssätzen anstatt mit Argumenten und Fakten (in diesem Falle auch mit den vorliegenden Daten) geführt wird, kann sich Rationalität nicht durchsetzen. Es stellt sich dann die Frage, ob die Beteiligten wirklich so dumm sind, die Folgen eines Glaubenskrieges zu übersehen, oder ob andere Motive dahinterstecken. Vermutlich beides! Denn viele Vertreter der religiösen Position haben nachweislich keinerlei wirtschaftlichen Interessen an der Umweltpolitik – im Gegenteil: Sie sind bereit, höhere Energiekosten zu tragen, als sie zum Beispiel im Quotenmodell zu tragen hätten, und verteidigen diese Selbstschädigung noch vehement.
Andererseits gibt es zahlreiche wirtschaftliche Interessen zum Beispiel an Windrädern oder Solarpanels, die einer alternativen – preiswerteren – Unterstützung von erneuerbaren Energien entgegenstehen. Hinzu kommt, dass Nichtregierungsorganisationen oft gar nicht so selbstlos sind, wie sie vorgeben. Ihr Überleben oder gar ihr Wachstum hängt davon ab, dass viele Menschen ihnen glauben. Da nimmt man es dann mit den Fakten oder Transparenz nicht ganz so genau.
Man sollte von einer modernen Gesellschaft mit immer mehr Hochschulabsolventen wohl fordern, dass sie auch beziehungsweise gerade bei schwerwiegenden und als bedrohlich empfundenen Problemen einen rationalen Diskurs pflegt und sich sowohl bei der Vorgabe von Zielen als auch bei den dazu gewählten Instrumenten von Fakten und Logik leiten lässt. Der Verzicht auf Fakten in der Umweltdebatte hilft der Umwelt auf keinen Fall. Es fördert vermutlich vor allem jene politischen Kräfte, für die Hysterie und Angst der wichtigste Erfolgsfaktor sind.