Man kann davon ausgehen, dass das Bundesfinanzministerium diesen Plänen nur dann etwas entgegensetzen kann, wenn es nicht zu eng an das Kanzleramt gebunden ist. Ein CDU-Finanzminister sollte damit ausgeschlossen sein, wie schon von der FDP vorgeschlagen.
Man sollte dort einen Schritt weitergehen: Eine Regierungsbeteiligung der FDP ohne eigenen Finanzminister sollte es nicht geben. Denn die wesentlichen Ordnungsfragen werden im Finanzministerium und im Kanzleramt entschieden.
Ein handlungsfähiges BMF mit einem starken wirtschaftspolitisch versierten Minister kann hier ein Gegengewicht zum Kanzleramt sowie den Ansprüchen anderer Ressorts bilden, die in Zeiten sprudelnder Steuereinnahmen naturgemäß ausgabefreudiger sind, als es die Finanzlage – vor allem mit Blick auf die mittlere und lange Frist – tatsächlich erlaubt. Ein FDP-Finanzminister hielte Frau Merkel darüber hinaus auch den Rücken gegenüber denjenigen europäischen Partnern frei, die Strukturprobleme mit mehr Geld, vor allem dem Geld aus anderen Ländern, lösen wollen.
Dafür kann man traditionelle FDP-Ministerien, nämlich das Bundeswirtschaftsministerium und das Auswärtige Amt aufgeben. Das Wirtschaftsministerium hat seine ursprüngliche Bedeutung schon lange verloren, Ordnungspolitik wird dort nicht mehr gestaltet. Es geht mehr um die Durchreichung von Subventionen und industriepolitische Initiativen. Natürlich könnte ein FDP-Wirtschaftsminister hier im Verbund mit einem eigenen Finanzminister Abhilfe schaffen. Ob aber die Partner bereit sind, zwei so wichtige Ressorts einer Partei zu geben, ist unwahrscheinlich. Im Zweifel muss die Partei für sich das Finanzministerium reklamieren. Auch das Auswärtige Amt hat an Einfluss verloren, weil Außenpolitik eine der unzweifelhaften Stärken der Bundeskanzlerin ist. Deshalb ist es für sie vermutlich ohnehin besser, wenn der Außenminister ihr parteipolitisch nahesteht. Hier können die FDP und die Grünen nur verlieren.
Letztere sollten neben dem Umweltministerium, in dem sie ihre Kernkompetenz zeigen können, unbedingt das Landwirtschaftsministerium hinzubekommen. Das stärkt den Verbraucherschutz und kann helfen, das umweltfeindliche Verhalten der deutschen Landwirtschaft anzugehen – Stichwort Nitratwerte im Grundwasser. Wenn der Konflikt zwischen Agrarminister und Umweltminister gering ausfällt, kann sich das Problem vielleicht besser lösen lassen als bisher.
Damit sind einige Grundpositionen beschrieben, die von außen wünschenswert erscheinen. Es wäre vor diesem Hintergrund durchaus von Vorteil für das Land, wenn die Jamaika-Koalition erfolgreich gebildet werden kann. Für die kleinen Partner gibt es aber sicherlich unverhandelbare Bedingungen. Das Finanzministerium sollte aus Sicht der FDP dazugehören. Alles andere wäre schlecht für die Partei, aber vor allem für das Land.