Freytags-Frage

Wie kann man die Lücken auf dem Arbeitsmarkt schließen?

Seite 2/2

Wie sich der Mismatch auf dem Arbeitsmarkt beheben lässt

Es besteht also ein erheblicher Mismatch auf dem Arbeitsmarkt, der sich in Zukunft sicherlich nicht so leicht abstellen lässt. Denn um gute Handwerker einstellen zu können, müssen die Betriebe sie zunächst ausbilden. Wenn zu wenige junge Menschen dazu bereit sind, muss die Politik etwas tun.

Ein Weg wären Studiengebühren, die die relativen Preise zwischen einer bezahlten Ausbildungsstelle und einer zu bezahlenden akademischen Ausbildung etwas verändern dürften; die Ausbildung gewänne an Attraktivität. Es ist ohnehin nicht nachvollziehbar, dass man alle Steuerzahler heranzieht, um einer Minderheit (denn das sind Studierende immer noch), die zumeist noch aus Akademikerhaushalten (also aus relativ gutverdienenden Familien) stammt, die Ausbildung zu finanzieren, mit deren Hilfe dann wieder höhere Gehälter ermöglicht werden. Das soziale Argument kann hier nicht überzeugen, da man durch ein großzügiges (und aus Studiengebühren zu finanzierendes) Stipendiensystem auch Kindern aus einkommensschwachen Haushalten ein Studium ermöglichen könnte (wenn man es politisch wollte).

Ein weiterer Weg bestünde darin, die Löhne in den Berufen mit Arbeitskräftemangel anzuheben. Dies gilt vor allem für den Gesundheitssektor, sollte aber auch im Handwerk gelten. Natürlich müssten Kunden dann höhere Preise zahlen. Aber die Alternative – kein Angebot – ist bei vor allem bei Pflegediensten, aber auch bei Handwerksleistungen, die nicht jeder erledigen kann, auch nicht überzeugend.

Schließlich wäre es eine wichtige Aufgabe für ein Einwanderungsgesetz, dass diejenigen anspricht, die bereits in Deutschland sind, die entsprechenden Bedingungen zu schaffen, damit heimische Unternehmen, junge Ausländerinnen und Ausländer einstellen und ausbilden können. Viel ist von Integration die Rede, zu selten wird sie realisiert.

All diese Maßnahmen sind nicht leicht, und sie werden nicht über Nacht greifen. Je länger wir damit aber warten, desto drängender wird das Problem. Heute wird der Spargel nicht geerntet, was ärgerlich aber nicht lebenswichtig ist. Morgen wird vielleicht das Dach nicht gedeckt, und übermorgen die Oma nicht gepflegt; das sind schon schwerwiegende Probleme. Wir sollten es nicht soweit kommen lassen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%