Frühjahrsgutachten der Wirtschaftsinstitute Politik ist größtes Risiko für deutsche Konjunktur

Führende deutsche Wirtschaftsinstitute warnen in ihrem Gutachten für die Bundesregierung vor Gefahren für den deutschen Aufschwung. Besonders die Politik der USA und die Wahlen in der EU stellten ein Risiko dar.

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US-Präsident Donald Trump beim Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel im Weißen Haus. Quelle: AP

Die führenden Wirtschaftsinstitute blicken optimistischer auf die deutsche Konjunktur. Sie erhöhten am Mittwoch ihre Wachstumsprognose für dieses und das nächste Jahr, wie aus dem Frühjahrsgutachten für die Bundesregierung hervorgeht. Deutschland befinde sich im fünften Jahr eines moderaten Aufschwungs. "Im ersten Quartal 2017 dürfte die deutsche Wirtschaft nochmals an Tempo zugelegt haben." Im Gesamtjahr werde das Bruttoinlandsprodukt um 1,5 (bisherige Prognose: 1,4) Prozent zulegen und 2018 um weitere 1,8 (bisher: 1,6) Prozent - nach plus 1,9 Prozent 2016. Die Ökonomen sehen aber auch Gefahren, wie der Titel "Aufschwung festigt sich trotz weltwirtschaftlicher Risiken" zeigt.

"Die Unsicherheit über die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ist erheblich", betonten die Experten. So seien die Vorhaben von US-Präsident Donald Trump und ihre Wirkung auf die Weltwirtschaft unklar. Zum einen könnten finanzpolitische Impulse in den USA deutlich größer ausfallen als erwartet und die Konjunktur anschieben. Zum anderen würde der Welthandel leiden, wenn die US-Regierung ihren protektionistischen Tönen auch Taten folgen ließe. "Die deutsche Industrie wäre aufgrund ihrer starken Exportorientierung wohl in besonderem Maße negativ betroffen."

Als Risiko sehen die Forscher auch politische Entwicklungen in Europa wie die Wahlen in Frankreich und Deutschland sowie die Brexit-Verhandlungen über den EU-Austritt der Großbritanniens.

Getragen wird der deutsche Aufschwung vor allem durch den Konsum, weniger durch Investitionen und Exporte. Die Arbeitslosenquote werde 2017 auf 5,7 Prozent sinken und 2018 weiter auf 5,4 Prozent, so die Forscher. Die Zahl der Erwerbstätigen dürfte in den zwei Jahren um rund eine Million auf 44,56 Millionen steigen. Zugleich werde die Inflation von 0,5 Prozent im Vorjahr spürbar auf 1,8 Prozent im laufenden Jahr klettern und dürfte so die Kaufkraft der Verbraucher etwas schmälern.

Von der Politik forderten die Institute bessere Rahmenbedingungen für private Investitionen und verstärktes Vorgehen, um die Alterung der Gesellschaft abzufedern. "Es ist höchste Zeit, dass die Wirtschaftspolitik stärker an der langen Frist ausgerichtet wird." Hier müsse man Abgabenbelastungen begrenzen und mehr in Bildung investieren.

Die sogenannte Gemeinschaftsdiagnose der Institute dient der Bundesregierung als Basis für eigene Prognosen. Beteiligt an dem Gutachten sind unter anderem das Münchner Ifo-Institut, das Berliner DIW, das Essener RWI, das Kieler IfW und das IWH Halle.

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