Es ist der 11. März 2011. Die Uhr zeigt Viertel vor drei, als vor der Ostküste der japanischen Hauptinsel Honshu das Unglück beginnt. Unter dem Meeresboden bebt die Erde. 9,0 beträgt die Intensität auf der Momenten-Magnitudenskala. Das Beben erwischt die Insel und ihre Bewohner heftig. Dann kommt der Tsunami. Eine gute halbe Stunde nach dem Beben trifft die Flutwelle auf Land. Rollt über alles hinweg, was sich ihr in den Weg stellt. Auch über das Kernkraftwerk Fukushima mit seinen sechs Blöcken. Damit wird die Katastrophe zum atomaren Gau. In den Tagen darauf folgen Kernschmelzen und Explosionen. Strahlung wird freigesetzt, Land und Wasser verseucht, Menschen und Tiere verstrahlt. Ein Unglück und kein Ende.
In Deutschland beginnt in den Tagen nach der nuklearen Katastrophe von Fukushima das politische Umdenken. Die Öffentlichkeit ist geschockt vom Anblick des zerstörten Atommeilers und den hilflosen Rettungsmaßnahmen. Vier Tage nach dem Unglück lässt Bundeskanzlerin Angela Merkel sieben der ältesten Atomkraftwerke sofort vom Netz gehen. Zunächst nur für drei Monate. Mit dem Ende des Atom-Moratoriums vollzieht die schwarz-gelbe Bundesregierung endgültig die Kehrtwende in der Energiepolitik. Die Laufzeitverlängerung wird zurückgenommen, acht der 17 deutschen Kernkraftwerke werden nie wieder ans Netz gehen. Die Kanzlerin ruft die Energiewende aus, Deutschlands Strom soll grün werden.
Heute, ein Jahr nach Fukushima, hat sich viel getan. Aber vieles ist auch liegen geblieben, aufgeschoben oder einfach versandet. Im Jahr 2022 soll auch der letzten Meiler abgeschaltet werden. Dann wird Deutschland ohne Kernkraftwerke auskommen müssen. Fossile Energieträger, Erneuerbare Energien und Kombi-Kraftwerke müssen es dann richten. Doch bei der Energiewende hakt es an allen Ecken und Enden. Dabei stehen nicht nur Fragen der Energiesicherheit und des Klimaschutzes auf der Agenda. Anfang des Jahres beschäftigte sich Deutschland zwar mit der Gefahr eines kollabierenden Stromnetzes. Mittlerweile steht aber vor allem die Umsetzung der „Wende“, die politische Organisation, wieder im Mittelpunkt des Interesses. Viele Ministerien sind zuständig, vor allem das Umwelt- und das Wirtschaftsressort sind sich nur selten einig. Als sich Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) und Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) vor wenigen Tagen auf die Kürzung der Solarförderung einigten, galt das schon als großer Wurf. Denn eigentlich herrscht Dauerstreit.