Am besten müssten das die Krankenversicherer wissen, schließlich bekommen sie flächendeckend Daten zu den Untersuchungen ihrer Mitglieder und Versicherten. Doch leider winken die Versicherer, sowohl gesetzliche als auch private Krankenversicherer, gleich ab. Die Barmer GEK, Deutschlands größter gesetzlicher Krankenversicherer, teilt mit: "Uns liegen keine Daten vor, die über zu erwartende Geburtenzahlen in den nächsten Monaten Auskunft geben."
Auch die Techniker Krankenkasse, die Nummer zwei am Markt, kann leider "nichts Valides aus den vorliegenden Daten ableiten". Gleiche Auskunft auch beim Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherer. Bei den privaten Krankenversicherern sieht es nicht besser aus. Weder Debeka noch DKV verfügen über entsprechende Daten.
Wie haben all die Journalistenkollegen eigentlich ihre aufsehenerregenden Meldungen über den Babyboom durch WM und EM geschrieben? Klar, ein Anruf bei einer Geburtsklinik oder einem Facharzt könnte eine passende Antwort liefern. Nur ist das rein anekdotische Evidenz, auf keinen Fall repräsentativ.
Und hier geht es ja um etwas Großes: den ersten WM-Titel seit 1990! Wenn der wirklich zu mehr Babys führen sollte, müsste sich das doch schon im Vorfeld abzeichnen. Vielleicht haben wir dank Jogis Jungs längst Deutschlands Demographie-Problem gelöst, und keiner weiß es. Das muss sich ändern!
Nur sehen das längst nicht alle so. Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe bezweifelt etwa, dass es eine Quelle gibt, die über die zu erwartenden Geburten in den nächsten Monaten Auskunft geben kann. Zweifel sind nichts für Enthüllungsjournalisten. Wenn es keine direkten Daten gibt, müssen eben indirekte Hinweise her.
Was machen die Frauen unter den Fußballfans am Morgen danach? Richtig, einen Schwangerschaftstest. Na gut, nicht sofort, aber spätestens wenn sich eine mögliche Schwangerschaft abzeichnet. Die Hersteller von Schwangerschaftstests müssen es also wissen: Haben Sie im Juli und August 2014 deutlich mehr Tests als sonst verkauft, wäre das ein gutes Indiz.