Die linke Gallionsfigur Tsipras kommt Gabriel da gerade recht. Die beiden haben kaum Platz genommen auf Tsipras' Bürosofa, da ist das Wirtschafsförderungs-Kleinklein schon weit weg. Der Brexit sei ein "Weckruf für Europa", meint der Grieche zu Gabriel. Man brauche dringend Wachstum statt "Austerität".
Der Vizekanzler meidet das A-Wort zwar geflissentlich, aber sonst ist er ganz auf einer Linie: "Wir müssen Europa zusammen bringen, der Kontinent ist gespalten", antwortet er. Die beiden sitzen nah beieinander, man ist sich einig.
Die Spaltung in Arm und Reich nähre den Populismus. Deutschland, sagt Gabriel wenig später, müsse endlich "aufhören, so zu tun, als seien wir die Lastesel Europas". Gegen die griechischen Reformen bei Renten und Steuern sei die Agenda 2010 "doch nur ein laues Lüftchen" gewesen. Vergessen, wie Gabriel selbst zu Hochzeiten der Eurokrise auf die Griechen schimpfte.
Das sind die größten Banken Griechenlands
National Bank of Greece ist die größte und älteste griechische Bank, sie wurde 1841 gegründet. Die NBG hat im Vergleich zu ihren Konkurrenten vor allem in der Türkei ein starkes Standbein. Wie die drei Konkurrenten ist sie in den südosteuropäischen Ländern stark vertreten. Die Gruppe beschäftigt 34 157 Mitarbeiter. Zuletzt lag die Bilanzsumme bei 115,5 Milliarden Euro. 528 Filialen hat die Bank in Griechenland. Der griechische Bankenrettungsfonds HFSF hält 57,2 Prozent der Anteile.
Alpha Bank ist ebenfalls eine traditionsreiche Bank und wurde 1879 gegründet. Nach eigenen Angaben zählt sie in Griechenland 609 Filialen. In Zypern, Rumänien, Bulgarien Serbien und Albanien ist sie im Ausland vornehmlich präsent. Die Bilanzsumme lag zuletzt dem Geschäftsbericht zufolge bei 72,9 Milliarden Euro. Der HFSF hält 66,2 Prozent.
Eurobank hat eine Bilanzsumme nach eigenen Angaben von 75,5 Milliarden Euro. Sie beschäftigt 16 990 Mitarbeiter. Mehr als 500 Filialen sind es in Griechenland. Vertreten ist sie in acht Ländern, vor allem in Bulgarien, Rumänien und Serbien, aber auch Zypern und Ukraine. Laut Stand von Ende März ist der griechische Bankenrettungsfonds mit 35,4 Prozent beteiligt.
Piraeus Bank beschäftigt nach eigenen Angaben Ende 2014 gut 21 200 Mitarbeiter in 10 Ländern. Sie wurde 1916 gegründet. In Rumänien, Bulgarien, Albanien, Serbien, Ukraine liegt ihr Auslandsschwerpunkt. Die Zahl der Filialen liegt den Angaben zufolge bei 803. Die Bilanzsumme belief sich Ende 2014 auf 89,3 Milliarden Euro. 67 Prozent der Anteile hält der Rettungsfonds HFSF.
Die Botschaft ist klar: Mehr Europa, das ist für Gabriel ein investierendes und definitiv kein sparendes Europa mehr - sonst greife die Depression, gerade unter den Armen, Arbeitslosen EU-Bürgern weiter um sich. Dass Gabriel sich damit absetzt von Merkelscher "Ruhe und Besonnenheit" und Wolfgang Schäubles fortdauernder Sparliebe - in seinen Augen umso besser. Es passt ohnehin zu dem Linksschwenk, den Gabriel in den vergangenen Wochen vollzogen hat.
Zuerst betonte der SPD-Chef auffallend häufig, die Sozialdemokraten müssten wieder Schutzmacht der kleinen Leute werden. Dann forderte er in einem Essay ein Bündnis aller "progressiven" Kräfte gegen den grassierende Rechtspopulismus in Europa, der überall auch als das gelesen wurde, was er war: eine Aufforderung an die deutsche Linke, ernsthaft koalitionsfähig zu werden.
Unmittelbar nach der britischen Brexit-Entscheidung hatte Gabriel mit EU-Parlamentspräsident Martin Schulz ein Reformpapier lanciert. Nun der dezidierte Schulterschluss mit Tspiras.
Am Abend hält Gabriel eine Rede vor der deutsch-griechischen Handelskammer. Er spricht von "einer besseren Zukunft als der Gegenwart", von Wachstum und europäischen Solidaritätsgeist. Die Vorspeise danach lässt der Vizekanzler sausen. Er hat noch einen weiteren Termin jenseits des offiziellen Programms. Er trifft sich noch einmal zum informellen Abendessen mit Tsipras: weiter an der besseren Zukunft arbeiten - seiner eigenen.