Gauck-Nachfolge Plädoyer für einen jüdischen Bundespräsidenten

Am Sonntag wollen die Koalitionsspitzen über mögliche Bundespräsidenten-Kandidaten beraten. „Bild“-Herausgeber Diekmann hat eine konkrete Vorstellung, wer als Staatsoberhaupt infrage käme. Und erntet ein positives Echo.

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Noch residiert Bundespräsident Joachim Gauck im Schloss Bellevue in Berlin. Sein Nachfolger wird am 12. Februar von der Bundesversammlung gewählt. Quelle: dpa

Berlin Der von „Bild“-Herausgeber Kai Diekmann geäußerte Vorschlag, als Nachfolger von Bundespräsident Joachim Gauck einen hochrangigen Vertreter aus einer jüdischen Gemeinde in Deutschland zu nominieren, ist auf ein positives Echo gestoßen.

„Ich schätze Kai Diekmann als hervorragenden Journalisten, scharfen Beobachter unsere Gesellschaft und klugen Kommentator des nationalen und des internationalen Geschehens“, sagte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, dem Handelsblatt. Er sei bekannt für „interessante Ideen“. Und seine jüngste Idee „birgt eine durchaus spannende Debatte und eine notwendige innerdeutsche Auseinandersetzung, die nichts mit dem zu vergebenden Amt zu tun hat, aber sehr viel mit Geschichte, Identität und gesellschaftlichem Selbstverständnis“, so Knobloch.

Diekmann hatte mit Blick auf die die Diskussion um das nächste Staatsoberhaupt in Deutschland auf Twitter erklärt: „Ich finde, es ist Zeit für einen jüdischen Bundespräsidenten: Salomon Korn!“ Korn ist Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main sowie Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Der neue Bundespräsident wird im Februar gewählt, Amtsinhaber Gauck tritt aus Altersgründen nicht wieder an. Die Parteichefs der Großen Koalition treffen sich am Sonntag in Berlin, um über die Kandidatenfrage zu beraten.

Eigentlich wollten CDU, CSU und SPD möglichst einen gemeinsamen Kandidaten ins Rennen schicken, konnten sich bislang aber auf keinen Namen verständigen. Vor wenigen Tagen hatte SPD-Chef Sigmar Gabriel dann Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) als möglichen Kandidaten genannt.


Forsa-Chef empfiehlt Steinmeier

Im „Stern“ empfiehlt Forsa-Chef Manfred Güllner, Steinmeier als gemeinsamen Kandidaten zu benennen, weil er über die Parteigrenzen hinweg beliebt sei und von der großen Mehrheit der Deutschen als geeigneter Nachfolger von Gauck gesehen werde.

„Es ist ein unausrottbarer Mythos, dass eine Bundespräsidentenwahl die Weichen für eine neue Koalition stellt“, schreibt Güllner in der Illustrierten. Die Bürger würden nämlich sehr wohl zwischen Parteipolitik und dem überparteilichen Amt des Bundespräsidenten unterscheiden. Ein politisches Signal für Rot-Rot-Grün wäre die Kandidatur Steinmeiers keineswegs – erst recht nicht, wenn ihn auch die Union unterstützte.

CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer hatte sich allerdings schon ablehnend zu Steinmeier geäußert und erklärt, dass er „lieber seinen Job als Außenminister besser machen“ solle.

Die Grünen äußerten sich zurückhaltend zu Steinmeier. Parteichef Cem Özdemir sagte der „Passauer Neuen Presse“ vom Donnerstag: „Frank-Walter Steinmeier ist ein guter Außenminister für die Bundesrepublik Deutschland. Er ist sicher auch ein respektabler Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten.“

Zugleich warnte der Ko-Chef der Partei aber vor verfrühten Aussagen. „Man tut ihm und auch anderen keinen Gefallen damit, sie jetzt schon öffentlich zu nennen.“ Özdemir fügte hinzu: „Am Ziel halten wir fest, eine Bundespräsidentin oder einen Bundespräsidenten zu wählen, die oder der das Land in schwieriger Zeit eint und hilft, Richtung und Kurs nicht zu verlieren.“

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