
Die Berliner Kommunikationsagentur CB.e versteht ihr Handwerk. Dem Bundespräsidialamt verschaffte sie in den Jahren 2009 und 2010 insgesamt 134 Leistungen Dritter im Wert von knapp vier Millionen Euro, in erster Linie für die Festivitäten auf Schloss Bellevue – wie das Sommerfest von Christian Wulff.
Mal war es eine Geldspende der AOK Berlin in Höhe von 90.000 Euro, mal eine vom Schuhfilialisten Deichmann über 40.000 Euro, mal war es die Berliner Blutwurstmanufaktur mit Lieferungen in Höhe von 10.000 Euro oder die ostdeutsche Sektkellerei Rotkäppchen, die sich 2010 den Ausschank ihrer Prickelbrause mehr als 20.000 Euro Kosten ließ. Was die Sponsoren genau antreibt, bleibt vage. Rotkäppchen jedenfalls wollte sich auf Anfrage der WirtschaftsWoche nicht zu ihren Engagements äußern.
Schokoladen-Hersteller Gubor macht aus seiner Unterstützung keinen Hehl. „Wir freuen uns, unsere Produkte beim Sommerfest des Bundespräsidenten anbieten zu dürfen und seine Gäste von der Qualität unserer Produkte überzeugen zu können“, frohlockte Claus Cersovsky, Geschäftsführer von Gubor.
Unternehmens-Knigge
Große Unternehmen, die Sportveranstaltungen und Vereine sponsern, haben sich zur Vereinigung S 20 zusammengeschlossen. Zu ihnen gehören unter anderem Adidas, Allianz, Coca-Cola, Daimler, Deutsche Post und Telekom, RWE oder Siemens. 2011 veröffentlichte der Verein den Leitfaden „Hospitality und Strafrecht“, nach dem die Firmen Politiker oder Beamte politisch korrekt zu Sport- und Kulturveranstaltungen einladen können.
„Das Ganze ist juristisch nicht einfach“, sagt S-20-Vorstandschef Stephan Althoff, der für die Telekom arbeitet. Aber nötig, denn Sponsoren bekommen Einladungen oder VIP-Kontingente beim verunsicherten Publikum nicht mehr ohne Weiteres los.
Beamte oder Angestellte des Bundes dürfen grundsätzlich keine Belohnung, Geschenke oder Vorteile annehmen.
Ausnahmen gelten nur, wenn Vorgesetzte ausdrücklich oder stillschweigend zustimmen. Minister und Staatssekretäre des Bundes müssen Geschenke melden, die Bundesregierung entscheidet. Ähnliches gilt für Landesregierungen.
Für Beschäftigte im öffentlichen Sektor, also bei Firmen mit Staatsbeteiligung (Landesbanken oder auch die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit), gelten vergleichbar strenge Regeln.
Problematisch wird es, wenn eine Einladung im Zusammenhang mit einer Entscheidung oder der unmittelbaren Arbeit eines Amtsträgers steht. Das wäre eine Unrechtsvereinbarung.
Alles soll transparent sein: Einladungen sollen an die Dienststelle gehen und den Hinweis auf die nötige Genehmigung von oben enthalten. Partner und Familie dürfen üblicherweise nicht mit.
Grob gilt: Kontaktpflege ist erlaubt, Klimapflege, also das Erkaufen eines allgemeinen Wohlwollens von Politikern und Beamten, jedoch nicht.
Sponsoring als Ehrung für soziales Engagement
Hohe moralische Werte sind nach eigenem Bekunden die Beweggründe des niederländischen Fleischriesen Vion mit Deutschlandsitz in Düsseldorf bei seinen Aktivitäten. Das Sommerfest des Bundespräsidenten diene bereits seit Jahren – unabhängig vom jeweiligen Amtsinhaber und dessen parteipolitischer Zugehörigkeit – der Würdigung des gesellschaftlichen und ehrenamtlichen Engagements von Privatpersonen.
Genau dieses soziale Engagement sei für Vion Anlass, die Veranstaltung zu unterstützen. Der zweitgrößte Schweineschlachter des Landes taucht mit mehr als 25.000 Euro im Sponsoringbericht des BMI auf. Die Lieferung seiner Thüringer Würstchen hat sich offenbar gelohnt: „Die Ausschreibung für das Sommerfest 2012 haben wir eingereicht“, sagt eine Sprecherin.
Auch Gubor will wieder die Sause auf Bellevue sponsern. Schließlich seien die Gäste wichtig, heißt es bei Gubor. Und wo sonst erreiche man bis zu 5000 Menschen auf einem Fleck: Party-Politiker, Stars und Sternchen aus Diplomatie, Wirtschaft und Showbiz.
Aber um einen Platz auf dem Sommerfest des Bundespräsidenten zu ergattern, genügt die Bereitschaft, viel Geld zum Wohl der Gäste auszugeben, nicht aus. Jeder muss sich für dieses Jahr bewerben. Im vergangenen Jahr durfte Gubor bei Wulffs Gartenparty nicht mitspielen. Ein Wettbewerber hatte Gubor den Platz im Schloss Bellevue weggeschnappt.