




Die Raiffeisenbank Gammesfeld in der Nähe von Schwäbisch Hall ist die wohl kleinste Bank Deutschlands. Vorsitzender Peter Breiter ist der einzige Mitarbeiter; er residiert in einem spartanischen Büro und verwaltet eine Bilanzsumme von immerhin etwa 24 Millionen Euro.
Das Zwerg-Institut gehört zum weitverzweigten Netz von mehr als 1100 Genossenschaftsbanken in Deutschland. Darunter sind nicht nur Dorf-Kassen wie Gammesfeld, sondern auch Großinstitute wie die Frankfurter Volksbank mit 450 000 Kunden. Die Volks- und Raiffeisenbanken beschäftigen rund 170 000 Mitarbeiter und verfügen über eine kumulierte Bilanzsumme von über einer Billion Euro.
Gründer der Genossenschaften
Die Anfänge der stillen Finanzgruppe liegen knapp 150 Jahre zurück. Während der in Europa beginnenden Industrialisierung gründete der Sozialreformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen 1864 eine Darlehenskasse in der Kleingemeinde Heddesdorf im Westerwald. Das Ziel des Bürgermeisters und Finanzpioniers: Arme Bauern und Handwerker sollten günstige Kredite für Investitionen erhalten und ihre kärglichen Ersparnisse sicher anlegen können.
Damals zogen dubiose Geldverleiher über die Dörfer, um in Not geratenen Landwirten und Kleinunternehmern Wucherkredite anzudrehen. Private Kreditgeber verlangten die Höchstzinsen aber nicht nur aus Gier, sondern auch, weil die Schuldner über keine Sicherheiten verfügten.
Das Problem der schlechten Bonität löste Raiffeisen mit dem Prinzip der Selbsthilfe. Das Motto: „Einer für alle, alle für einen.“ Eine Gruppe Kreditbedürftiger schließt sich zusammen und stattet ihre Genossenschaft mit Haftungskapital aus. Für den Einzelnen ist die Einlage bezahlbar, doch unter dem Strich kommt ein ordentliches Kapitalpolster zusammen.
Dadurch entsteht eine privat finanzierte Bank, die Geld an ihre Mitglieder verleihen kann, ohne bei Ausfällen einzelner Schuldner pleitezugehen.