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Gemeinsame Erklärung Deutsche Wirtschaft warnt vor Börsensteuer

Deutsche Wirtschaftsverbände wettern gegen die von der Bundesregierung geforderte, europaweite Finanztransaktionssteuer. Sie habe „negative Auswirkungen auf Unternehmen und Beschäftigte“, heißt es in einer Stellungnahme.

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Die EU-Kommission hat Vorschläge für eine neue Finanztransaktionssteuer in der Europäischen Union beschlossen. Quelle: dpa

Berlin Die deutsche Wirtschaft macht nach einem Bericht der Zeitungen der WAZ-Mediengruppe Front gegen die europaweite Einführung einer Finanztransaktionssteuer - diese wird auch von der Bundesregierung gefordert. In einer gemeinsamen Erklärung der maßgeblichen Wirtschaftsverbände heißt es, eine solche Steuer würde „negative Auswirkungen auf Unternehmen und Beschäftigte“ sowie letztlich Wachstumseinbußen zur Folge haben.

Die Wirtschaftsverbände argumentierten, die Gründe für die Steuer seien „nicht überzeugend“. Käme sie, würde das zu Belastungen in der Kreditversorgung führen. Finanzgeschäfte würden in „wenig regulierte Märkte“ umgelenkt. Da die Steuer zumindest zum Teil auf die Preise umgelegt würde, seien am Ende die Kunden - Unternehmen wie Bürger - die Leidtragenden. Gerade auch der Bereich Altersvorsorge wäre getroffen.

Anlass der Stellungnahme der Wirtschaftsverbände ist eine Anhörung zu diesem Thema im Bundestagsfinanzausschuss am kommenden Mittwoch. Die Erklärung, aus der die Zeitungen zitieren, ist unterzeichnet vom Industriebverband BDI, dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK), der Arbeitgebervereinigung BDA, dem Handwerksverband ZDH sowie den Handelsverbänden HDE und BGA, dem Bankenverband BdB sowie der Versicherungsorganisation GDV.

Die EU-Kommission hatte kürzlich einen Vorschlag zur Einführung einer Finanztransaktionssteuer in Europa vorgelegt. Danach sollen kommerzielle Aktien- und Anleihengeschäfte als Mindestsatz mit 0,1 Prozent und Derivategeschäfte mit 0,01 Prozent besteuert werden. Die EU-Kommission verspricht sich davon Einnahmen von rund 57 Milliarden Euro pro Jahr in der EU, die sie zum Teil auf Kommissionsebene halten will.

Auf lange Sicht erwartet die Kommission jedoch Wachstumseinbußen von bis zu 1,76 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung in Europa. Statistisch würde das geringere Steuereinnahmen in der EU von 80 Milliarden Euro und in Deutschland von zehn Milliarden Euro bedeuten.


Attac und DGB befürworten Finanz-Abgabe

In einer gesonderten Erklärung von kreditwirtschaftlichen Verbänden heißt es, die Steuer sei wegen Ausweichreaktionen „wenn überhaupt“ nur vertretbar, wenn sie global oder zumindest in der gesamten Europäischen Union eingeführt werde.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund und die Globalisierungskritiker von Attac befürworten hingegen eine solche Abgabe auf Finanzgeschäfte, mit deren Einnahmen Krisen bekämpft werden könnten. Ihr Einführung würde „eine begrüßenswerte Lenkungswirkung“ entfalten, indem sie Spekulationsgeschäfte verteuere, erklärte der DGB. Zudem sorge sie für staatliche Einnahmen, die man zur Bekämpfung der weltweiten Wirtschafts-, Armuts- und Umweltkrise nutzen könne.

Die Nicht-Regierungsorganisation Attac, die seit ihrer Gründung eine solche Abgabe fordert, begrüßte Initiativen für ihre Einführung. Sie plädiere angesichts von Widerständen in den USA, aber auch in Großbritannien dafür, sie zumindest in der Euro-Zone voranzubringen, die eine Vorreiterrolle spielen sollte. Andere Staaten würden dem dann vermutlich folgen.

Die Bundesbank verwies darauf, dass es bei Einführung der Steuer nur auf europäischer Ebene oder gar nur im Euro-Raum zur Verlagerung von Geschäften in andere Märkte kommen werde. Zudem würde die Steuer volkswirtschaftliche Kosten verursachen. „Im Falle der Finanztransaktionssteuer ist ... bei einem europäischen Alleingang (insbesondere wenn er ohne das Vereinigte Königreich stattfände) mit einem Nachteil für jene Länder, die zuerst eine solche Steuer einführen, und nicht mit einer Vorreiter-Nachahmer-Reaktion zu rechnen“, erklärte die Bundesbank.

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