Georg Brockmeyer geht zur SPÖ SPD-Wahlkampfexperte sagt leise „Servus“

In Niedersachsen hat SPD-Landesgeschäftsführer Brockmeyer gezeigt, wie Wahlkampf richtig geht. Sein Wissen hätte auch die Bundespartei bitter nötig. Jetzt geht er nach Österreich. Auch dort darbt die Sozialdemokratie.

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Der Landesgeschäftsführer hatte für Niedersachsens Ministerpräsidenten Weil (SPD) die dortige Landtagswahl erfolgreich organisiert. Quelle: dpa

Wien/Hannover Niedersachsens SPD-Landesgeschäftsführer Georg Brockmeyer soll Österreichs Sozialdemokraten als neuer Kommunikationschef wieder auf Erfolgskurs bringen. „Ja, es stimmt: Ende Januar 2018 werde ich mit meiner Familie nach Wien umziehen“, sagte der Wahlkampfspezialist am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Der SPÖ-Chef und ehemalige Bundeskanzler Christian Kern hatte zuvor der Wiener Zeitung „Kurier“ (Dienstag) erklärt, dass Brockmeyer diesen Posten übernimmt. „Kern hatte mich Anfang Dezember in Wien überraschend zu einem Termin eingeladen und erklärt, dass er mich haben will“, berichtete Brockmeyer.

Der mit einer Österreicherin liierte 42-jährige Vater eines Sohnes hatte für Niedersachsens Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD) die Landtagswahl erfolgreich organisiert. „Stephan Weil hat mich 2015 quasi aus Wien abgeworben und nach Niedersachsen geholt“, erzählte der aus Freiburg stammende Brockmeyer. Er war zuvor lange Jahre in Wien bei einer PR-Agentur tätig gewesen. Weils Auftrag war einfach: Brockmeyer sollte einen erfolgreichen Wahlkampf planen. Diesen Auftrag sieht „Schorsch“ – wie er von den Genossen genannt wird – erfüllt.

„Hannover war für meine Lebensgefährtin und mich nie der Ort, wo wir unsere Zukunft sahen. Das war für uns immer klar“, sagt der seit 25 Jahren politisch in der SPD verankerte Kommunikations-Profi. Er hätte sich jetzt durchaus eine Aufgabe in der Bundes-SPD vorstellen können. Doch trotz entsprechender Signale blieben die Reaktionen von dort aus. „Es gab genug Leute, die davon wussten.“ In Österreich dagegen wird er mit offenen Armen empfangen.

„Mit Georg Brockmeyer kommen wir in die Lage, die Kampagnenfähigkeit der Partei wieder herzustellen“, sagte Ex-Kanzler Kern dem „Kurier“. Die SPÖ büßte die Regierungsverantwortung bei der Parlamentswahl am 15. Oktober ein – am selben Tag konnte die SPD in Niedersachsen an den Wahlurnen punkten. In Österreich war der Wahlkampf von zahlreichen Pannen geprägt. Kern will in fünf Jahren die aktuelle ÖVP/FPÖ-Regierung herausfordern – Brockmeyer soll dabei mit seiner Erfahrung helfen.

Er hatte hohen Anteil daran, dass die Koalitionsgespräche zwischen CDU und SPD in Niedersachsen erstaunlich geräuschlos abliefen. Sehr zum Verdruss mancher Journalisten vermied er es beharrlich, „Wasserstandsmeldungen“ zum Verhandlungsstand abzugeben. Sein Motto: „Mit klaren Vorstellungen in die Verhandlungen gehen, aber auch den geschützten Raum schaffen fürs vertrauliche Gespräch.“

Und wie war es so in Niedersachsen? Die Vielfältigkeit von Mensch und Landschaft habe ihm gefallen, sagt Brockmeyer. Einen Kritikpunkt allerdings gib es: „Das Wetter ist viel zu kalt und regnerisch – und es gibt keine richtigen Berge.“ Auch der Harz sei kaum ein passabler Ersatz gewesen. Da wird es Brockmeyer künftig besser haben.

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