Gerhard Schröder Altkanzler kandidiert für Aufsichtsrat bei Rosneft

Beim russischen Gasriesen Gazprom ist Gerhard Schröder seit langem aktiv. Das hat ihm oft Kritik eingetragen. Doch nun ruft ihn der Kreml auch zu Rosneft. Der Ölkonzern steht auf der EU-Strafliste.

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Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) Quelle: dpa

Altbundeskanzler Gerhard Schröder kandidiert am Freitag gegen öffentliche Kritik in Deutschland für den Aufsichtsrat des größten russischen Ölkonzerns Rosneft. Russischen Medienberichten zufolge soll der ehemalige SPD-Politiker sogar die Leitung des Gremiums übernehmen.

Bei der Aktionärsversammlung in St. Petersburg gilt Schröders Wahl als sicher, weil er von der russischen Regierung, dem Mehrheitsaktionär von Rosneft, nominiert worden ist. Der Konzern steht wegen des verdeckten russischen Militäreinsatzes in der Ostukraine seit Herbst 2014 auf der EU-Sanktionsliste.

Die Personalie hatte Schröder wie auch der SPD im Bundestagswahlkampf heftige Kritik eingetragen. Der SPD-Parteichef und Kanzlerkandidat Martin Schulz distanzierte sich vom Altkanzler, ohne dessen Entscheidung allerdings beeinflussen zu können. Schröder selbst argumentierte mehrfach, das Engagement sei seine Privatsache. Er könne auf dem Posten aber dazu beitragen, das gespannte Verhältnis zwischen Deutschland und Russland zu verbessern.

Schröder war schon als Kanzler mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin befreundet. Nach dem Ausscheiden 2005 heuerte er beim staatlichen russischen Gasriesen Gazprom an. Für diesen führte er den Aktionärsausschuss der Ostsee-Gasleitung Nord Stream 1, beim Projekt Nord Stream 2 leitet er seit 2016 den Verwaltungsrat.

Bei Rosneft würde er formal die Aufsicht über Vorstandschef Igor Setschin führen, der auch ein enger Weggefährte Putins ist und als einer der mächtigsten Männer Russlands gilt. Setschin hat Rosneft mit rüden Methoden zum größten Ölkonzern des Landes gemacht. Der Kreml nutzt Rosneft wie Gazprom als verlängerte Arme seiner Außenpolitik.

In Russland wird die Personalie positiv gesehen. „Meines Erachtens ist Schröders Kandidatur ein sehr bedeutsames Ereignis und für den Markt positiv“, sagte Energieminister Alexander Nowak der Zeitung „Die Welt“. Der Altkanzler trete „für eine konsequente Wiederherstellung und Entwicklung der Beziehungen zwischen Russland und Europa beziehungsweise Russland und Deutschland“ ein.

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