Gesundheitsausgaben Teure Pflege, teure Gesundheit

Kein Ausgabenblock im Gesundheitswesen wächst schneller. Aus neuen Zahlen des statistischen Bundesamt ergibt sich, dass die Ausgaben der Pflegeversicherung binnen zehn Jahren um fast 60 Prozent gestiegen sind. die Ausgaben der Pflegeversicherung binnen zehn Jahren gestiegen.

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Die Ausgaben für medizinische Behandlung, Pflege und Prävention wachsen weiterhin schneller als die deutsche Wirtschaft. Quelle: dpa

Berlin Mit seiner Statistik hängt das Statistische Bundesamt immer ein wenig hinterher. Dafür sind es amtliche Zahlen. Das Wiesbadener Amt meldete für 2015 einen neuen Rekord bei den Gesundheitsausgaben. Um 101,8 Milliarden Euro oder 41,9 Prozent sind danach die Gesundheitsausgaben binnen zehn Jahren seit 2005 gestiegen auf 344,2 Milliarden Euro im Jahr 2015. Auf jeden Einwohner entfallen davon 4.213 Euro. Damit wachsen die Ausgaben für medizinische Behandlung, Pflege und Prävention weiterhin schneller als die deutsche Wirtschaft. Ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt nahm von 10,5 Prozent auf 11,3 Prozent zu. Das ist ein Anstieg um fast acht Prozent.

Vier Jahre in Folge wuchsen die Gesundheitsausgaben schneller als das Bruttoinlandsprodukt. Und dieser Trend setzt sich fort. Für das gerade beendete Jahr 2016 prognostiziert das Statistik-Amt einen weiteren Anstieg um 14,9 Milliarden Euro auf 359,1 Milliarden Euro. Diese Expansion ist insofern bemerkenswert, als es der Gesundheitspolitik in der Vergangenheit seit den 1980er Jahren bis 2008 durchweg gelungen ist, die Ausgaben durch ihre Kostendämpfungspolitik bei zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts stabil zu halten.

Die größte Dynamik gibt es im Bereich der Pflege. Die Ausgaben der gesetzlichen Pflegeversicherung stiegen seit 2005 um 56,4 Prozent auf 28 Milliarden Euro. Gründe sind die steigende Zahl der Pflegebedürftigen aber vor allem auch Leistungsverbesserungen bei den gesetzlichen und privaten Pflegekassen. Auch hier wird die Dynamik in Zukunft eher noch zunehmen. Allein zwischen 2014 und 2015 stiegen sie mehr als doppelt so stark wie alle Gesundheitsausgaben: um 10 Prozent oder 2,5 Milliarden Euro. Zum 1. Januar 2017 sind weitere Leistungsverbesserungen in Kraft getreten, die nach Schätzungen des Gesundheitsökonomen Heinz Rothgang von der Universität Bremen allein in diesem Jahr zu Mehrausgaben von sieben Milliarden Euro führen werden.

Nach wie vor werden allerdings die meisten Gesundheitsausgaben von den gesetzlichen Krankenkassen getragen. Sie stiegen seit 2005 um 48 Prozent auf 200 Milliarden Euro 2015. Auch hier nimmt die Dynamik eher zu. 2016 dürften nach der Prognose des Schätzerkreises beim Bundesversicherungsamt bereits 218 Milliarden Euro überschritten werden. Für 2017 erwartet er bereit über 229 Milliarden Ausgaben für die Krankenkassen. Damit laufen die gesetzlichen Krankenkassen – was die Ausgabenentwicklung angeht – den  privaten Krankenversicherungen davon. Diese gaben 2015 mit 21,8 Milliarden Euro „nur“ 39,9 Prozent mehr aus als zehn Jahre zuvor. Dabei ist die Zahl der Vollversicherten in der PKV nach Daten des PKV-Verbands von 8,4 auf 8,8 Millionen gestiegen.

Der einzelne Bürger ist zwar auch bereit, zusätzlich zu seiner Krankenversicherung immer mehr Geld für seine eigene Gesundheit in die Hand zu nehmen. Allerdings wuchs diese Bereitschaft nur verhalten: 46 Milliarden Euro gaben Privathaushalte inklusive privater Organisationen ohne Erwerbszweck 2015 für Gesundheit aus. Das sind 29 Prozent mehr als 2005. Der vergleichsweise geringe Anstieg könnte auch damit zusammenhängen, das die Zwangsbeiträge zur Pflege- und Krankenversicherung seit 2005 stark gestiegen sind. Der durchschnittliche Krankenkassenbeitrag stieg von 14,2 auf aktuell 15,7 Prozent. 2015 waren bereits 15,5 Prozent erreicht.  Der Pflegebeitrag wurde von 1,7 auf aktuell 2,55 Prozent noch stärker erhöht. 2015 waren hier bereits 2,35 Prozent erreicht.

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